Mittwoch, 11. Juni 2008

Cologne Iron

Neue E-Mail im Posteingang. Nanu? Vom taunusturnier? Was will er denn?
Kein Text, nur verschwommene Handybilder auf denen etwas wuchtiges zu erkennen ist. Ein Ford Granada.
Was will er mir mit dieser Mail sagen? Ans Telefon gehangen und mal nachhorchen.
Aha...Samstag nix vornehmen sondern mitkommen und Auto holen.





Am folgenden Samstag in der Früh um 7.30 Uhr beim Herrn T.Tunier aufgeschlagen. Noch schnell das Transportgefährt entmüllt und mit Werkzeug, Nahrung und Kurzzeitkennzeichen befüllt.
Ja, Kurzzeitkennzeichen. Der Granada soll zwar abgemeldet, aber fahrbereit sein. Nun gut, warum auch nicht?
Bj. 76, 2TL, 2 Liter V6, Automatik, Innen schwarz, außen...irgendwie rot.

Also erstmal auf die Bahn und zu einem Rastplatz gefahren, wo wir noch auf den Nick und seine Freundin warteten um diese mitzunehmen. Das Wetter war Granatenmäßig und so fiel das warten auch nicht so schwer. Als die beiden eintraffen, konnte es dann endlich in Richtung Norddeutschland gehen.



Die Fahrt verlief angenehm. Nur ein Stau war zu überwinden. Dies taten wir, indem wir den Restweg via Landstraße auf uns nahmen. Landschaftlich wurde es von Kilometer zu Kilometer reizvoller.





Nach unzähligen Kilometern über endlos erscheinende Weiten, durch kleine Orte und kleinste Dörfer, kamen wir endlich am Zielort an. Ein uralter Bauernhof mitten im Niemandsland. Umsäumt von Bäumen und Feldern, sowie Landsträßchen die Alleen glichen. Wow.
Der Hofherr begrüßte uns auch direkt und kramte das Objekt der Begierde aus seinem Unterstand hervor.
Hmmm...läuft sofort und hört sich gut an.
Innen war er sehr ansehnlich - im Anbetracht des Alters. Skuril muteten vor allem die original Fußmatten aus Gummi an, die mit einem sehr schrägen Design aufwarteten.
Das Äußere hingegen hatte schon einiges wegstecken müssen. Irgendwer hatte sich schon ausgetobt und dabei kläglich versagt. Lack stumpf, behindert gespachtelt und ein paar Rostlöcherchen hatte man mit GFK behandelt.
Jeah!








Aber das waren eigentlich nur Kleinigkeiten, da es sich rosttechnisch im Rahmen hält. Optisch fand ich ihn sehr geil so.
Zudem war er nahezu komplett und als 2TL eh begehrenswert. Über einen guten Preis wurden sich Käufer und Verkäufer schnell einig und wir alle konnten den Heimweg antreten.
Hmmm...so ganz ohne Probefahrt?
Ob das gut geht?

Nö.

Keine 2 Kilometer später strandete der fette Kölner neben der Straße auf dem Schotterplatz einer Bauhalle. Die Urgewalten des Motors kamen nicht mehr gegen die festgegammelte Bremse an.
Die eigenen Versuche das Maleur mit Bordmitteln zu beheben, scheiterten kläglich. Die Sonne stand am Zenit, die Bremse, sowie alles in Umkreis von einem Meter, glühte förmlich und der "Arbeitsplatz" war eher ungenügend.



Die Entscheidung fiel sehr schnell:
Zurück zum Verkäufer und in seinen Räumlichkeiten um das Problem beheben.
Man wollte schließlich auf eigener Achse nach Köln zurück.
Also hoppelten wir mit dem waidwunden Eisenklotz wieder auf den Hof zurück.
So, ab hier tobten sich dann Nick und Sascha alleine aus.
Ich hatte keinen Plan von Ford und sowas modernes wie Scheibenbremsen und Sättel sind eh Teufelszeug.
Nicks Freundin genoß die Sonne, ich machte Handlangerdienste und Fotos.
Der Verkäufer half uns mit Platz und Werkzeug aus und war wohl ein wenig beschähmt, ob der Probleme die sich gerade in seiner Halle auftaten.

An beiden Sätteln waren die Kolben fest, die Schläuche waren zum Glück in Ordnung. Dumm nur das keine Bremsflüssigkeit da war.
Also schnell welche besorgen.





Zack! Da war das nächste Problem. Samstag Nachmittag auf dem Land. Hier hatte nix mehr auf. Sogar der Großteil der Tanken nicht. Und die sind hier eh rar!
Mit viel Glück hatten wir dann doch eine gefunden die geöffnet hatte und Bremsflüssigkeit im Sortiment führte.
Puuh!
Die ersten 40 Zusatzkilometer waren somit auf der Uhr.

Zwischenzeitlich war Nick fleißig und hatte die Kolben gangbar gemacht. Als dann wurden die Sättel eingebaut und entlüftet. Rechts ging das auch sehr gut.
Links auch - zu gut.
Bremsflüssigkeit trat aus. Die Leitungen waren aber dicht! Hää??
Bei genauer Betrachtung wurde dann der Supergau offenbar: Der Bremssattel war gerissen!!

Auweia.

Jetzt hatten wir aber echt ein Problem.
Wo sollte man den bitteschön um die Zeit und in dieser Gegend, einen Bremssattel für `nen 76er Granada herbekommen? Der Verkäufer hatte nix an Fordteilen da.

Quick-Nick hatte noch einen Joker. Die Nummer eines Bekannten aus dem Ford Hecktrieblerforum wurde gewählt. Dieser wohnte im 80(!) Kilometer entfernten Hannover und verfügt über ein umfassendes Teilelager. Wir hatten Glück, er war Zuhause und hatte das benötigte Teil in seiner Halle.

Schleunigst begaben wir uns somit nach Hannover, denn es war schon später Nachmittag.
Der Gedanke auf eine lange Schraubernacht und eine noch längere Rückfahrt, verleihte uns Flügel.
Völlig durchgeschwitzt (es hatte gefühlte 35 Grad) kamen wir an. Der Retter in der Not wartete schon auf uns. In seiner Halle voller Teile und Autos aus der Heimat, fanden sich auch das gesuchte E-Teil. Zwei sogar. Diese wurden dankend entgegen genommen.
Zudem fuhr man noch gemeinsam zu einer anderen Halle (die in einem alten Bauernhof lag und der wiederrum - wie sollte es auch anders sein - in einer traumhaften Umgebung stand) um ein Werkzeug zu besorgen das den Einbau erleichterte.

Mit schwerstem Bleifuß ritten wir nun aber wieder zurück um dem Granada endlich flott zu machen. Die Sonne stand schon bedenklich schräg und zeigte uns unerbittlich, das es wohl eine Heimfahrt im Dunkeln werden würde - wenn wir es schafften.

Aber glücklicherweise ging es nun wirklich reibungslos und schnell. Die Karre wurde abgebockt und eine Probefahrt stand an. *Hust*
Diese verlief völlig problemlos und der Wagen bremste und fuhr gut. Dies konnte man auch ausgiebig testen, da dort oben einem überhaupt keine Autos mehr entgegenkommen.
Die Straßen laden, im Einklang mit der menschenleeren Landschaft, förmlich dazu ein stundenlang ziellos rumzufahren und sich treiben zu lassen. Die perfekte Gegend für diesen gemütlichen Wagen mit seinem beruhigendem V6 Grummeln. Kein Wunder das es ihn hierhin verschlagen hatte.
Nach erfolgreicher Arbeit und Testfahrt, wurden wir noch vom Verkäufer zum Grillen eingeladen. Wir saßen im Garten, aßen, tranken schauten den Hunden beim spielen zu und saugten in der Abenddämmerung ein wenig die Landruhe auf.

Aber dann ging es wirklich los. Der Wagen lief wie am Schnürchen ( jahaaa, Öl, Wasser, Luft und Licht wurden kontrolliert ) und wir fuhren so lange über Land wie es das schwindende Tageslicht erlaubte um es noch was zu genießen. Dann ging es auf die Autobahn und dort an der ersten großen Raststätte raus um den Schlonten abzufüllen.
Im Alter soll man ja viel trinken, gelle?





Ich war dann so gegen 2 Uhr wieder daheim.
Alles in allem ein endgeiler Tag. Danke Sascha, Danke Nick und Wibke, Danke Ford. Danke Frank für die Sättel.

Weiter Bilder gibt es hier

Bilder: taunusturnier, LK




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