Irgendwie paßt es so schön:
Ich bin mehr unterwegs als zu Hause. Und ich vermute, das neunzig Prozent aller Unfälle nicht zufällig, sondern zwangsläufig passieren. Einer Granate, die abgefeuert wird, bleibt ja auch nichts anderes übrig, als irgendwo einzuschlagen. Falls Sie weiterlesen, werden Sie verstehen, wie ich das meine. Der Durchschnitts-Autofahrer von heute ist prospektgläubig. Er glaubt blindlings, daß sein Auto schnell, sicher und unfehlbar ist. Und er vergißt völlig, daß sein Auto nur das macht, was er ihm befiehlt. Von ihm selbst steht aber nichts im Prospekt. Wenn er ein Trottel ist, ein Depp ein damischer, dann müßte im Prospekt seines Autos stehen: "Mit diesem Auto werden Sie viel Ärger haben, eine Menge Motor - und Blechreparaturen und wahrscheinlich auch einen gepfefferten Unfall." Oh, wie würde er dann auf dieses Auto schimpfen und sich von ihm zurückziehen.
Ein Auto kann nicht besser sein als sein Fahrer, schon gar nicht im Ernstfall. Und der Ernstfall hängt in jeder Sekunde über uns an einem morschen Faden. Nur glaubt das niemand. Im Prospekt stand nichts davon. Im Prospekt steht, man kann mit dem Ding 148 km/h fahren. na bitte! Ehe ich zur Sache komme, will ich noch die Indianer erwähnen, und die Schafhirten, und die alten Bauern. Sie rochen den nahenden Frost, den Regen, den Nebel und den ersten Schnee. Und sie richteten sich darauf ein. Sie lebten nach dem heute vergessenen, aber noch immer gültigen Grundsatz: Zuerst kommt die Natur, und dann kommen wir. Und die Autofahrer von gestern glichen ihnen. Sie hielten die Nase ins Wetter, respektierten Nebel und Glatteis und machten gar nicht erst den Versuch, unter Berufung auf einen bunten Automobilprospekt dagegen anzurennen. Dadurch unterschieden sie sich ganz erheblich von der Masse der heutigen Autofahrer. Sie fuhren mit Verstand und mit Instinkt. Sie wußten, das die Umstände stärker sein können als ihr Auto. Und daß das Auto nicht mit einem fährt, sondern daß man das Auto fährt. Das ist eine Tätigkeit, die man nicht mit halbem Auge oder Ohr, und schon gar nicht mit halbem Verstand tun darf. Heute erst recht nicht.
Aber...
Ich will Ihnen die Geschichte eines einzigen Abends erzählen, den ich vor einigen Tagen erlebte. Es ist eine ganz wahre Geschichte, so leid es mir tut. Mir wäre es viel lieber, sie wäre schlecht erfunden, denn dann wäre noch Hoffnung. Aber die Verrückten sind wirklich unter uns.
Die Alitalia-Maschine, Flug Nummer zwoo-zwoo-sechs, befand sich aus Milano kommend, etwa eine halbe Stunde vor Stuttgart. Da bestellte der Herr, der halblinks vor mir saß, zu dem Schinkensandwich und den paar Keksen, die als Abendimbiß gereicht worden waren, eine halbe Flasche Rotwein. Er trank sie aus, und dann ließ er sich noch einen Whisky-Soda kommen. Warum auch nicht, werden Sie denken. Und mir wäre das auch völlig egal gewesen, trotz der merkwürdigen Mischung, wenn ich den Herrn nicht wiedergesehen hätte. Noch, als er beim Whisky war, mußte er sich anschnallen, weil die Maschine zur Landung ansetzte. Es war naßkalt, finster, und es schneite wässrig. Als ich mein auf dem Parkplatz für Fluggäste abgestelltes und seit Tagen durchgefrorenes Auto bestieg, sah ich den Herrn wieder. Er schlüpfte in einen BMW 1800, der nicht minder durchfroren aussah als mein Wagen.
Er startete den Motor, und als ihm dies eben gelungen war, trat er schon mit schwerster Sohle und rhytmischen Bewegungen das Gaspedal auf und nieder, auf und nieder. Der eiskalte Motor heulte ohne Öl in den Adern rauf und runter, und immer, wenn er ganz oben war, schrie er gequält auf.
In diesen Minuten alterte er bestimmt um einige tausend Kilometer.
"Dieser Mann muß für seine BMW-Werkstatt ein Alptraum sein", dachte ich. Dann fuhr er zum Pförtnerhaus, um da seine Parkgebühr zu bezahlen. Dabei standen die Scheinwerfer seines Autos auf Fernlicht. Der Pförtner ging geblendet, eine Hand vor den Augen, darauf zu. Und die Leute, die kamen, um ihre Autos abzuholen, bedeckten ebenfalls ihre Augen.
Aber das focht den Herrn, der seinen Motor noch immer auf - und abbrüllen ließ, nicht an. Er zahlte und stob danach mit ausbrechendem Heck davon.
Auch ich startete, aber der BMW war aus Tübingen, und der Herr mit der halben Flasche Rotwein und dem Whisky-Soda im Bauch würde meine Bahn nicht kreuzen, denn ich wollte gen Ulm fahren, und von da noch ein Stückchen weiter Richtung Friedrichshafen. Ich sah ihn zum Glück auch nicht wieder.
Aber das tut dieser Geschichte keinen Abbruch, denn dieser Herr schien der repräsentative Querschnitt derer zu sein, die an diesem Abend mit ihrem Auto unterwegs waren. Nur, daß die eine ganze Flasche Rotwein und zwei Whisky-Soda im Bauch zu haben schienen. Und daß sie vielleicht, was das Auto angeht, noch ein bißchen dümmer waren.
Sie schossen im Nebel mit vollem Zahn an mir vorbei, ins Nichts hinein. Ich erlebe das immer wieder, und es fasziniert mich immer wieder.
Ich denke stundenlang darüber nach, was in diesen Menschen vorgeht, die nichts sehen können und den Fuß dennoch nicht vom Gaspedal nehmen. Mag sein, daß sie die Autobahn überschätzen. Sie meinen, die ginge ohnehin geradeaus und wäre ohne Gegenverkehr. Aber sie vergessen, das mitten auf ihr, vom Nebel umhüllt, irgend etwas stehen oder liegen kann - ein Autowrack, oder zwei oder drei, und daß sie dann Nummer vier sein werden. Keine Bremssystem der Welt könnte das verhindern! Schon garnicht an diesem Abend, an dem die Bahn naß und schwarz und manchma lzentimeterhoch voll Schneematsch war.
So mutig wie diese Leute bin ich nie, ich gestehe es, ohne zu erröten - und auf die Gefahr hin, das ich nun in Ihren Augen ein Feigling bin.
Aber dann hörte der Nebel auf. Nebel fühlt sich in der Nähe eines Flughafen am wohlsten. Jeder, der viel fliegt, wird mir da recht geben. Es schneite nur noch halb getaute Flocken, und es war pechschwarz da, wo nichts hinleuchtete. Ich drehte ein paar Zähne auf, machte auch eine Bremsprobe und legte noch ein paar Zähne dazu, blieb aber skeptisch.
Denn die Temperatur kroch so um Null herum, daß man auf alles gefaßt sein mußte. und plötzlich, so, als hätte jemand begonnen, den naß-schwarzen Beton weiß anzumalen, begann der Schnee liegen zu bleiben.
Ich nehme an, Sie wissen, was das bedeutet: In den höheren Lagen ist es kälter, in den unteren braut feuchtschwangerer Nebel, aber oben friert´s. Man muß kein Indianer sein und nicht über tausend Schafe gebieten, um das zu wissen. Ich nahm das Gas so gefühlvoll zurück, wie die Hand von einer Dame, die eben eingeschlafen ist. Und im Hintern fühlte ich jenes schwimmende Schweben, das dem aufmerksamen Fahrer anzeigt, wie sich der Haftbeiwert der Straßendecke verschlechtert. Ich gab mich mit sechzig zufrieden und schaltete das Radio aus.
Da schoß mit wahrscheinlich hundertzwanzig oder auch mehr ein weißes Rekord-Coupe´ an mir vorbei ins dichter und weißer werdende Schneetreiben hinein.
Wieder einmal war ich versucht, mich für feige zu halten und die segensreiche Wirkung von Spikesreifen auf Fremdfahrzeugen überzubewerten, als ich die frische Spur des Opel im weißen Schnee sich krümmen sah. Sie wand sich wie ein Wurm nach rechts und nach links und wieder nach rechts, und da verschwand sie am rechten Autobahnrand in der Finsternis.
Das ist der Augenblick, in dem man unweigerlich "dran" ist - jetzt muß man anhalten, helfen, seine Zeit opfern, sich und sein Auto verschmutzen, jetzt muß man Mensch sein und den Nächsten, dem man am liebsten ein paar runterhauen möchte, mehr lieben als sich selbst.
Er hat einen Anspruch darauf, diesem Verrückten sind Sie jetzt haushoch verpflichtet! Vergessen Sie das nie! Er könnte Sie sonst in die BILD-Zeitung bringen, als Schlagzeile. Es hätte zwar auch sein können, daß er in Sie hineingeschleudert wäre und Sie ausgerottet hätte, aber das tut nichts zur Sache und wirkt auch für Sie weder seelisch noch juristisch entlastend aus. Jetzt sind Sie der Bergsteiger , der in die Wand muß, um den rauszuholen, dem alle abgeraten hatten, gerade jetzt aufzusteigen. Er tat es dennoch, um Ruhm und Illustriertenhonorare zu ernten, und der brave Bergführer, der bei dem Versuch, ihn zu retten, sein Weib zur Witwe macht, stirbt in vorbildlicher Pflichterfüllung. Würde man den Kerl aus der Wand holen, um ihn öffentlich Ohrfeigen zu können, wäre das schon der Mühe wert. Das gebe ich zu.
Aber so ist es nicht.
Noch heute versuche ich, den Schlamm aus meinen Autopolstern herauszukriegen, und es ist noch fraglich, ob es mir vollständig gelingt.
Das Auto lag tief drin in einem Acker, der nur an der Kruste zart angefroren, im übrigen aber so weich war, daß ich Mühe hatte, mit meinen Füßen auch stets die Schuhe herauszukriegen, wenn ich einen Schritt machte. Zwanzig Schritte von dem Auto entfernt lag eine junge Dame. Sie war rausgeflogen, weich gelandet, glich jedoch einer ungebrannten Lehm-Statue. Den Mann zog ich aus dem Schiebedach heraus. Sie waren beide leichenblass und stark geschockt. Die junge dame schüttelte sich in Weinkrämpfen, und der Mann redete ein bisschen irre. Sonst schienen sie mir unversehrt.
Was nun? Ich weiß, nun soll man sie am Straßenrand betten, auf der Seite liegend, denn sie könnten innere Verletzungen haben. Aber es war eiskalt, es schneite immer dichter, und ich hätte sie im Schlamm betten müssen. Es hielt auch kein Auto an, weil keiner sehen konnte, daß auf dem dunklen Acker etwas los war, und weil ich kein Auto anhielt. Die schleuderten so schon verhalten vor sich hin, und hätte ich sie noch dazu verleitet, auf die Bremse zu steigen, wäre der Acker bald überfüllt gewesen. Ich packte die beiden also in meinen Wagen und fuhr sie nach Ulm-West zu den Kasernen, deren Wachlokal als Unfallmeldestelle gekennzeichnet ist. Dort lud ich sie aus, und nur der Schlamm blieb drin, hier und da zehn Zentimeter hoch. Von der Autobahnausfahrt Ulm-West habe ich noch 75 km bis nach Hause. Und ich sah noch dies und jenes: Leute versuchten, ihr Auto aus dem Graben zu zerren, ein wahres Feuerwerk aus zuckenden Blaulichtern umstand einen dunklen, großen Blechhaufen, der sich aus einem Lastwagen und zwei Limousinen zusammensetzte und kaum noch zu gebrauchen war, und einem, der mir in einer Kurve auf allen vieren entgegengeschlittert kam, entging ich mit knapper Not. Aber ich kam gut zu Hause an. Es war im Grunde überhaupt kein Problem gewesen, gut anzukommen. Man braucht dazu nur ein bißchen Verstand, mehr nicht. Aber ich habe das Gefühl, Verstand ist knapp, Instinkt verkümmert, und Autofahren macht blöde.
Du meine Güte, das Beste hätte ich beinahe vergessen!
Als die beiden Leutchen aus dem Rekord-Coupé wieder soweit bei Kräften waren, daß sie mit sich reden konnten (mich nahmen sie als selbstverständlich hin) sagte sie zu ihm:
"Eigentlich bist du schuld. Wenn du nicht gesagt hättest, ich solle nicht so schnell fahren, hätte ich nicht gebremst, und dann wäre das sicher nicht passiert."
Genau so war´s, Sie können es im Zweifelsfall nachprüfen. Das weiße Rekord-Coupé war aus Kaufbeuren.
Da läßt ein ausgewachsener Mann bei solch einem Sauwetter seine Verlobte fahren. Und die tritt bei Glatteis auf die Bremse, weil er Bedenken äußert. Das kann Ihnen, wenn Sie auf der Gegenfahrbahn daherkommen, daß Leben kosten.
Ob der Herr aus Tübingen etwas angerichtet hat, vermag ich nicht zu sagen. Aber er sah ganz danach aus, und er brachte alle Voraussetzungen dazu mit.
Einer, dessen Job es ist, Füherscheine einzusammeln, hätte an diesem Abend reiche Ernte halten können. Und so sehr ich das Auto liebe, ich hätte ihn gern dabei unterstützt.
von Fritz B. Busch , "Verstand wird knapp" 1970
Freitag, 31. Dezember 2010
Montag, 27. Dezember 2010
Mal wieder von D nach DK
Von unserem Auslandsreporter Zombie aus DK:
Es gibt im Moment, grob gesagt zumindest, zwei Sorten Autolenker:
Die Opfer, die schleichen, den Verkehrsfluss blockieren und langsamer sind wie Du.
Die Irren, die Vollpfosten die trotz aller Unwetterwarnungen immer noch schneller sind wie Du.
So. auf meiner gestrigen Reise quer durch die Republik konnte ich in den beiden Gruppen etliche Nuancen feststellen, schauen Wir doch mal was es da so alles gibt.
So gehen dem geneigtem Fahrer zum Beispiel die „Sniper“ auf den Sack, das sind diese, die Morgens früh aufstehen, das Auto zugeschneit vorfinden und sich eine Schießscharte in die Frontscheibe kratzen, dann die Familie einpacken und nicht wissend was um die rum passiert Richtung Autobahn lenken. Man sollte solche Leute allesamt erschießen! Echt. Unfassbar, man hat ja bei spiegelglatter Straße ja nicht genug zu tun mit seinem eigenem Fahrzeug, den Leuten drumherum, und dem Verkehr an sich, so darf man auch für solche mitdenken, zumal auch wenn der Sniper blinkt, oder irgendwie sonst auf sich aufmerksam machen mag, sieht man es vor lauter Schnee ja nirgendwie.
Denn gibt es die mit der Hoffnung. Die kratzen die Frontscheibe komplett, lassen aber ansonsten das Fahrzeug wie vorgefunden. Die hoffen dann dass auf dem Weg nach Nirgendwo der restliche Schnee schon schmelzen wird. Was die aber nicht überlegen das Warme Dach der Scheißmühle bildet Wasser, die Kalte Luft macht aus dem Schnee eine harte Masse, die dann ab und an bei Bodenwellen oder Löchern in der Straße feuchtfröhlich durch die Botanik geschleudert wird. Mit ungeahnten Kräften wohlgemerkt. Ein Scheinwerfer des Granada dürfte am eigenem „Glas“ erfahren was so eine Platte anstellen kann.
Eine beeindruckende Mehrheit der mit der Hoffnung sind übrigens Unnutzsuvbeweger. Tja, schon Scheiße wenn man sich eine Krücke an’s Bein bindet wo man nicht fähig ist den Schnee vom Dach zu schippen.
Dann gibt es selbstredend die die immer noch nicht begriffen haben das Sommerreifen auf Schnee, und Eis nix tun. So verringert sich ein 30 Sekunden Ampelfluss von 30 Autos auf drei, weil sich die Gentleman und die Ladies mit 185er Sommerschlappen auf dem Eis nur in Zeitlupe bewegen, wenn überhaupt.
Was sind das alles für Leute, haben die Neuwagenmanufakturen schon so viele Knöpfe für die Lenker (ich schreibe jezzt absichtlich Lenker, Fahrer sind welche die der Maschine befehlen was diese zu tun hat), dass das Basiswissen der letzten 100 Jahre verloren ging?
So beobachte ich immer wieder wie Leute mit voll eingeschlagenen Rädern versuchen aus kniehohem Schnee zu fahren, ohne ein mal dran zu denken das es so nicht funzen wird.
Oder die Leute die erst einmal über einen 50cm hohen Schneeeishaufen am Rande der Straße, also 90 Grad Wand wegen Schneepflug und so, fahren mögen um zu parken. Siehe da, wäre es eine Mauer würden die dann gleich agieren?
Oder die wo sich auf Topfebener Fahrban im Schnee festfahren können. Und anstatt mal kurz zu überlegen was man tun könnte, ich hätte da spontan so einige Ideen, wie Fussmatten unter Antriebsräder, versuchen geradeaus zu lenken, bissl vor, bissl hin, Auto freibuddeln wenn’s sein muß mit bloßen Händen.
Eine Schippe, ein paar Handschuhe und ein Feger scheint aber nur der Altwagenbesitzer mit sich zu führen, auch dann wenn die Altwagen die letzten sind die stecken bleiben, ob das am Fahrzeug, fahrerischem Können, der Tatsache das die meisten Altautos in der Garage stehen, oder weil es ein Zufall ist, das lasse ich so stehen.
Das solches Werkzeug an Bord ist, das ist doch ein Wunschdenken, genausowenich wird man erleben das der Neuwagenbesitzer Sachen wie Feger, Eisspray (wenn er von der Vefrügbarkeit einer solchen Mixtur überhaupt in Kenntnis ist), Kratzer, Handschuhe mit sich führt und nicht im Auto lässt.
Da kann man sein Blauefingerwunder erleben wenn man zuerst 20cm Neuschnee und Eis mit bloßen Händen vom Auto schrubben muss um an die Türe zu kommen wo der Schließmechanismus noch funktioniert.
Wie viel muss denn noch im Radio geplärrt werden? Es ist WINTER. Da isses kalt, da isses unangenehm, das mag der Neuwagen genauso wenig wie mein Altauto.
Oder was ist mit den die eine glatte Steigung vor sich haben und dann im tiefstem Punkt bis zum Stillstand abbremsen um dann im 1sten Gang anzufahren? Haben die Leute nicht gelernt das man den Schwung nutzen sollte? Mir geht es umsomehr auf die Nerven weil ich keine ABSESPUSBAHK habe die die Dämlichkeit einer solchen Idee ausgleichen kann. So muss ich hinter denen komplett stehen bleiben, warten bis sich das Mongopack mit 2km/h den Berg hochrappelt, um dann mehr oder minder gekonnt, mit tanzendem Heck, dauernd zwischen ersten und zwotem Gang schaltend, mit durchdrehenden Rädern, wild im Schneewühlend einen Hang hocharbeite den ich locker hochrutschen würde wenn mir keiner den Weg versperrt hätte.
Selbst bei solchen „Anfahrern“ gibt es grenzdebile Idioten die dann mitten am Hang doch stehen bleiben weil die merken das es zu rutschich ist um das zu tun was die gerade getan haben, so durfte ich gestern mit schwitzigen Händen auf wirklich spiegelglatter Straße einen dicken BMW, auf ebenso glatter Fahrbahn im Gegenverkehr überholen. Mit 30. Wo 90 erlaubt war… Klasse.
Oder was ist mit die Bullen? Gestern mal kurz rausgewinkt worden. Es schneit wie blöde, die Front des Autos völlig verklebt.
„Machen Sie bitte das Kennzeichen frei.“
Wat? Wozu? Sachma’ haben die keine anderen Sorgen? Hier geht es mit 20 voran, Sicht ist auf 40 Meter runter, allesamt Idioten um mich rum, und die haben nix besseres zu tun als mein Nummernschild lesen zu wollen? Was macht es für einen unterschied? Ich würde verstehen wenn die sagen würden ich soll die Scheinwerfer putzen, oder die Völlig unsichtbaren Heckleuchten, aber das Kennzeichen? Wollen die blitzen? Oder was geht ab?
Oder die Leute die schon in der Stadt mit Fahren überfordert sind, und trotzdem zielstrebig auf die Autobahn lenken? Sach’ mal, hat denen noch Niemand genug Angst gemacht das die das Autofahren nicht lassen?
Auch gestern, mit 30 durch die Stadt hinter einem Hundeei Schießmichtod… Nu gut, in der Stadt war es weder geräumt noch irgendwas, so war ein Überholmanöver nicht ganz möglich, auch nicht ganz ungefährlich, also hinterher auf die 57. Eine erhoffte Beschleunigung fand nicht statt. So eierte ich und die die es geschafft haben hinter mir abzubremsen hinter dem Ding her. Auch hier das Überholen nicht zu machen. Von drei Spuren sind 0 geräumt und auf der mittleren sind schon welche mit 100 unterwegs. Da auszuscheren und zu überholen würde ein Abbremsen der vorankommenden Fahrzeuge mitsischführen. Im Sommer denkbar, bei Schnee bloß eine Hoffnung.
So bin ich hinter den Huren bis zu Abfahrt geschleicht. Immerhin, 3km und ich konnte in aller Ruhe eine Kippe haben. Abfahrt Dortmund, beten.
Bittebittebitte fahre er raus nach Longerich. Habe er genug!
Nö, Wuppertal. GNAAA! Nu wird es gefährlich. Ein explosives Gedanken- Wut- Gasfußzuckengemisch überströmt das schon nach 10 Minuten Autofahrt (Fahrt… Mein Gott), lädierte Hirn des Fahrers. Die Spur auffer Auffahrt ist breit genug, des weiß ich, kenne die Autobahn wie meine Westentasche, vielleicht mal rechts oder links vorbei? Auweja…
Ich habe mich beherrschen können. Den CD Auswurfknopf sei dank. Der klemmt nämlich. Und so hatte ich die gefühlten 90 Minuten Autobahnwechselspiel mit was halbwegs produktiven totschlagen können.
Dann das Einfädeln. Die Wahl der Spur bei der Witterung entscheidet weitestgehend über die nächsten Stunden am Rad. Wird man auf der rechten bleiben, kann man von ausgehen das man gleich das Siebzehnfache der normalen Fahrzeit unterwegs sein wird. Wählt man die Andere Spur, kann man getrost von ausgehen das man stirbt. Wir erinnern uns, kein ASPESBAHK, so ist das Fahren mit 160 nicht drin, das ist aber die Geschwindigkeit die die Köniche der Spur für sich auserkoren haben. Immerhin, 50 weniger wie im Sommer. Sehr löblich.
So darf man mit 75PS und habweigem Nachdenken dauernd zwischen den beiden Spuren wechseln, und zwar so dass man weder sich noch Andere behindert. Dies ist leichter gesagt als getan, möchte man doch einen Sicherheitsabstand haben den man sowieso nicht einhalten kann, denn alleine das Wort ist bloß für die Fahrlehrer von Bedeutung, und wird nach dem erhalt der Fahrerlaubnis aus dem Verstand gebannt, oder durch das Vorhandensein des ASPABSUSBFKK ersetzt.
So ist mein Sicherheitsabstand von so 50-100 Metern, also das Dreifache einer Vollbremsung auf trockener Fahrbahn, für alle Anderen bloß eine nette Lücke.
Und der Abstand wird bitter benötigt. Wird doch bei jeder Auffahrt abgebremst, weil Leute der Abfahrt nicht trauen und schon einen km davor bremsen um dann mit 20 von der Autobahn runter zu rutschen, und gleich danach wird wieder gebremst weil die 30er auf die Autobahn wollen. So bildet sich wirklich bei jeder erdenklicher Gelegenheit ein Scheinstau, weil ja der Mensch nur in Gruppe agiert wenn es unbedingt sein muss. Im Kriech zum Beispiel.
Auf der Straße kämpft Jeder alleine.
So wie ein Zug wo die Lok zum gleichen Zeitpunkt losfährt wie der letzte Wagon, so könnte es auf der Straße laufen wenn nicht wirklich JEDER der am Steuer sitzt eine eigene Taktik entwickeln würde. So weiß ich beim bestem Willen nicht was die 30er dazu bewegt auch mal auf die Überholspur zu wechseln, und so den Verkehr auf der ganzen Breite der Autobahn zum annähernd Stillstand zu bringen.
Was ist die Motivation solcher Idioten?
„Wenn ich wegen Winter nicht zeitisch zu Oma komme um Kaffe un’ Kuchen zu verspeisen, so sollen andere mit mir leiden“
? Man weiß es nicht.
Eine ganz Andere Truppe sind die Berufsfahrer. So habe ich den Sonntag auserkoren um Heim zu fahren, weil ich mir erhofft habe eine Weitestgehend LKWplanneeisplattenflugfreie Autobahn vorzufinden, so konnte ich jedoch die fliegenden Sprinter nicht löschen.
Kann es sein das dem betreten einer solchen Maschine das Hirn aussetzt? Oder haben die nur zwei Fahrstufen? Stop und Volles Rohr?
Wie sonst soll man erklären das man auch bei diesem Wetter ständig von einem solchem Ding von hinten geblitzdingst wird um anschließend mit dem Dreckswasser voll gespritzt zu werden…
Eine ganz besondere Spezies durfte ich gestern auf einer Rastanlage beobachten. Da sehe ich wie ein Spezialist 3 Bar Luft in die Räder pumpt… Aja. Ich dachte immer bei Schnee sollte man Luftdruck mindern? Bin mal gespannt wie und wo er angekommen ist.
Man kann sich aber an alles irgendwie Gewöhnen, oder wahlweise mit allem Arrangieren. Was aber am meisten nervt und mich zumindest an die Grenzen meiner Menschenliebe führen tut sind die Abbremser.
Das ist die Sorte von Idioten die mit 60-70 unterwegs sind und konstant, alle 40 Meter abbremsen um zu sehen ob es noch glatt ist.
Da frage ich mich wie ist denn diese Info, also glatt oder nicht, zu werten? So ich bremse jetzt mal ab. Uuu, glatt. Schlimm. Denn beschleunige ich wieder auf 50-60, und bremse ab. Glatt. Uuu, schlimm. Denn wieder, ui, nicht glatt. Aber vielleicht 49 Meter weiter? Uuu… Doch, hier wieder.
HÄ? Wiewieiwah… HÄÄÄÄÄ? Wat?
KOTZEN KÖNNT ICH WENN ICH BLOSS GEGESSEN HÄTTE!
„Schau mal Trude, da bei Hamburch da hätte ich gut bremsen können, hier nich’.“
Oder wie? Wat? HÄ? Und jezzt? Hamn’ die wat zu erzählen falls lebendich am Ziel angekommen?
„Guck mal Gerhard, es ist schlimm auf der Straße, Tarp war glatt wie Sau, davor bei Kiel nich’ so.“
Aso. Schon schlimm so Winter.
Das schlimmste ist das die Leute auch den Verkehr und das Drumherum nicht als Zeichen für Irgendwas wahrnehmen.
Guck mal, wir kennen doch alle den Siebten Sinn, ja? Die Sendungen. Daher wissen wir das man beim rutschen Kupplung tritt und das man dies Jenes sonst was tun soll, und das man die Natur beobachten soll und überhaupt.
So ises definitiv glatt wenn die Fahrbann nass aussieht aber kein Spritzwasser zu hören und zu sehen ist. Eigentlich simpel. Ich fahre LKW hinterher, Straße nass, ich wische nicht (oder das Auto wischt nicht), ist also glatt.
Fahre ich und kann die Fahrbahnmarkierung deutlich sehen, aber beim Gegenverkehr sehe ich bloß Schnee, und die Fahrbahnmarkierung verschwindet, so ist Eis auf der Straße, das nicht gerade wenich, und es ist GLATT!
Fährt ein 40 Tonner mim Stuttgarter Kennzeichen in Schleswich, iser seit etlichen Kilometern unterwegs, ist noch nicht gestorben, kann man sich also drauf verlassen das er weißt was er da tut. Wenn er auf 30 Abbremst ises GLATT!
Fährt man im viertem (oder wahlweise höchstem, weiß nimmer wie der Standard diese Tage so ist, 7? 8ß 19?) Gang einen Hang hoch und man merkt wie die Räder durchdrehen, dann ises GLATT!
Fährt man an einer Ampel an, und es ist trotz beherztem Gasgeben keine deutliche Beschleunigung zu verzeichnen, so müssen entweder die Ventile eingestellt werden, oder es ist GLATT!
So oder so, nach annähernd 12 Stunden Kampf, wahlweise mit Wetter, oder mit den Deppen durfte ich das Heimathafen anlaufen. Es war widerlich, ich war am Ende, wobei ich nimmer weiß ob der Zustände wegen, oder weil ich 11 Stunden lang nur am aufregen war.
Die Weiße Wucht konnte mit 1700 Extrakilometern endlich wohlverdient abgestellt werden. Sie steht stolz zwischen den Neuwagens und zeicht das Sie fuhr. Die Narben der letzten zwei Monate wird die noch lange mit sich tragen müssen, an eine rituele Waschung ist bei hiesigen -20° nicht zu denken...
Es gibt im Moment, grob gesagt zumindest, zwei Sorten Autolenker:
Die Opfer, die schleichen, den Verkehrsfluss blockieren und langsamer sind wie Du.
Die Irren, die Vollpfosten die trotz aller Unwetterwarnungen immer noch schneller sind wie Du.
So. auf meiner gestrigen Reise quer durch die Republik konnte ich in den beiden Gruppen etliche Nuancen feststellen, schauen Wir doch mal was es da so alles gibt.
So gehen dem geneigtem Fahrer zum Beispiel die „Sniper“ auf den Sack, das sind diese, die Morgens früh aufstehen, das Auto zugeschneit vorfinden und sich eine Schießscharte in die Frontscheibe kratzen, dann die Familie einpacken und nicht wissend was um die rum passiert Richtung Autobahn lenken. Man sollte solche Leute allesamt erschießen! Echt. Unfassbar, man hat ja bei spiegelglatter Straße ja nicht genug zu tun mit seinem eigenem Fahrzeug, den Leuten drumherum, und dem Verkehr an sich, so darf man auch für solche mitdenken, zumal auch wenn der Sniper blinkt, oder irgendwie sonst auf sich aufmerksam machen mag, sieht man es vor lauter Schnee ja nirgendwie.
Denn gibt es die mit der Hoffnung. Die kratzen die Frontscheibe komplett, lassen aber ansonsten das Fahrzeug wie vorgefunden. Die hoffen dann dass auf dem Weg nach Nirgendwo der restliche Schnee schon schmelzen wird. Was die aber nicht überlegen das Warme Dach der Scheißmühle bildet Wasser, die Kalte Luft macht aus dem Schnee eine harte Masse, die dann ab und an bei Bodenwellen oder Löchern in der Straße feuchtfröhlich durch die Botanik geschleudert wird. Mit ungeahnten Kräften wohlgemerkt. Ein Scheinwerfer des Granada dürfte am eigenem „Glas“ erfahren was so eine Platte anstellen kann.
Eine beeindruckende Mehrheit der mit der Hoffnung sind übrigens Unnutzsuvbeweger. Tja, schon Scheiße wenn man sich eine Krücke an’s Bein bindet wo man nicht fähig ist den Schnee vom Dach zu schippen.
Dann gibt es selbstredend die die immer noch nicht begriffen haben das Sommerreifen auf Schnee, und Eis nix tun. So verringert sich ein 30 Sekunden Ampelfluss von 30 Autos auf drei, weil sich die Gentleman und die Ladies mit 185er Sommerschlappen auf dem Eis nur in Zeitlupe bewegen, wenn überhaupt.
Was sind das alles für Leute, haben die Neuwagenmanufakturen schon so viele Knöpfe für die Lenker (ich schreibe jezzt absichtlich Lenker, Fahrer sind welche die der Maschine befehlen was diese zu tun hat), dass das Basiswissen der letzten 100 Jahre verloren ging?
So beobachte ich immer wieder wie Leute mit voll eingeschlagenen Rädern versuchen aus kniehohem Schnee zu fahren, ohne ein mal dran zu denken das es so nicht funzen wird.
Oder die Leute die erst einmal über einen 50cm hohen Schneeeishaufen am Rande der Straße, also 90 Grad Wand wegen Schneepflug und so, fahren mögen um zu parken. Siehe da, wäre es eine Mauer würden die dann gleich agieren?
Oder die wo sich auf Topfebener Fahrban im Schnee festfahren können. Und anstatt mal kurz zu überlegen was man tun könnte, ich hätte da spontan so einige Ideen, wie Fussmatten unter Antriebsräder, versuchen geradeaus zu lenken, bissl vor, bissl hin, Auto freibuddeln wenn’s sein muß mit bloßen Händen.
Eine Schippe, ein paar Handschuhe und ein Feger scheint aber nur der Altwagenbesitzer mit sich zu führen, auch dann wenn die Altwagen die letzten sind die stecken bleiben, ob das am Fahrzeug, fahrerischem Können, der Tatsache das die meisten Altautos in der Garage stehen, oder weil es ein Zufall ist, das lasse ich so stehen.
Das solches Werkzeug an Bord ist, das ist doch ein Wunschdenken, genausowenich wird man erleben das der Neuwagenbesitzer Sachen wie Feger, Eisspray (wenn er von der Vefrügbarkeit einer solchen Mixtur überhaupt in Kenntnis ist), Kratzer, Handschuhe mit sich führt und nicht im Auto lässt.
Da kann man sein Blauefingerwunder erleben wenn man zuerst 20cm Neuschnee und Eis mit bloßen Händen vom Auto schrubben muss um an die Türe zu kommen wo der Schließmechanismus noch funktioniert.
Wie viel muss denn noch im Radio geplärrt werden? Es ist WINTER. Da isses kalt, da isses unangenehm, das mag der Neuwagen genauso wenig wie mein Altauto.
Oder was ist mit den die eine glatte Steigung vor sich haben und dann im tiefstem Punkt bis zum Stillstand abbremsen um dann im 1sten Gang anzufahren? Haben die Leute nicht gelernt das man den Schwung nutzen sollte? Mir geht es umsomehr auf die Nerven weil ich keine ABSESPUSBAHK habe die die Dämlichkeit einer solchen Idee ausgleichen kann. So muss ich hinter denen komplett stehen bleiben, warten bis sich das Mongopack mit 2km/h den Berg hochrappelt, um dann mehr oder minder gekonnt, mit tanzendem Heck, dauernd zwischen ersten und zwotem Gang schaltend, mit durchdrehenden Rädern, wild im Schneewühlend einen Hang hocharbeite den ich locker hochrutschen würde wenn mir keiner den Weg versperrt hätte.
Selbst bei solchen „Anfahrern“ gibt es grenzdebile Idioten die dann mitten am Hang doch stehen bleiben weil die merken das es zu rutschich ist um das zu tun was die gerade getan haben, so durfte ich gestern mit schwitzigen Händen auf wirklich spiegelglatter Straße einen dicken BMW, auf ebenso glatter Fahrbahn im Gegenverkehr überholen. Mit 30. Wo 90 erlaubt war… Klasse.
Oder was ist mit die Bullen? Gestern mal kurz rausgewinkt worden. Es schneit wie blöde, die Front des Autos völlig verklebt.
„Machen Sie bitte das Kennzeichen frei.“
Wat? Wozu? Sachma’ haben die keine anderen Sorgen? Hier geht es mit 20 voran, Sicht ist auf 40 Meter runter, allesamt Idioten um mich rum, und die haben nix besseres zu tun als mein Nummernschild lesen zu wollen? Was macht es für einen unterschied? Ich würde verstehen wenn die sagen würden ich soll die Scheinwerfer putzen, oder die Völlig unsichtbaren Heckleuchten, aber das Kennzeichen? Wollen die blitzen? Oder was geht ab?
Oder die Leute die schon in der Stadt mit Fahren überfordert sind, und trotzdem zielstrebig auf die Autobahn lenken? Sach’ mal, hat denen noch Niemand genug Angst gemacht das die das Autofahren nicht lassen?
Auch gestern, mit 30 durch die Stadt hinter einem Hundeei Schießmichtod… Nu gut, in der Stadt war es weder geräumt noch irgendwas, so war ein Überholmanöver nicht ganz möglich, auch nicht ganz ungefährlich, also hinterher auf die 57. Eine erhoffte Beschleunigung fand nicht statt. So eierte ich und die die es geschafft haben hinter mir abzubremsen hinter dem Ding her. Auch hier das Überholen nicht zu machen. Von drei Spuren sind 0 geräumt und auf der mittleren sind schon welche mit 100 unterwegs. Da auszuscheren und zu überholen würde ein Abbremsen der vorankommenden Fahrzeuge mitsischführen. Im Sommer denkbar, bei Schnee bloß eine Hoffnung.
So bin ich hinter den Huren bis zu Abfahrt geschleicht. Immerhin, 3km und ich konnte in aller Ruhe eine Kippe haben. Abfahrt Dortmund, beten.
Bittebittebitte fahre er raus nach Longerich. Habe er genug!
Nö, Wuppertal. GNAAA! Nu wird es gefährlich. Ein explosives Gedanken- Wut- Gasfußzuckengemisch überströmt das schon nach 10 Minuten Autofahrt (Fahrt… Mein Gott), lädierte Hirn des Fahrers. Die Spur auffer Auffahrt ist breit genug, des weiß ich, kenne die Autobahn wie meine Westentasche, vielleicht mal rechts oder links vorbei? Auweja…
Ich habe mich beherrschen können. Den CD Auswurfknopf sei dank. Der klemmt nämlich. Und so hatte ich die gefühlten 90 Minuten Autobahnwechselspiel mit was halbwegs produktiven totschlagen können.
Dann das Einfädeln. Die Wahl der Spur bei der Witterung entscheidet weitestgehend über die nächsten Stunden am Rad. Wird man auf der rechten bleiben, kann man von ausgehen das man gleich das Siebzehnfache der normalen Fahrzeit unterwegs sein wird. Wählt man die Andere Spur, kann man getrost von ausgehen das man stirbt. Wir erinnern uns, kein ASPESBAHK, so ist das Fahren mit 160 nicht drin, das ist aber die Geschwindigkeit die die Köniche der Spur für sich auserkoren haben. Immerhin, 50 weniger wie im Sommer. Sehr löblich.
So darf man mit 75PS und habweigem Nachdenken dauernd zwischen den beiden Spuren wechseln, und zwar so dass man weder sich noch Andere behindert. Dies ist leichter gesagt als getan, möchte man doch einen Sicherheitsabstand haben den man sowieso nicht einhalten kann, denn alleine das Wort ist bloß für die Fahrlehrer von Bedeutung, und wird nach dem erhalt der Fahrerlaubnis aus dem Verstand gebannt, oder durch das Vorhandensein des ASPABSUSBFKK ersetzt.
So ist mein Sicherheitsabstand von so 50-100 Metern, also das Dreifache einer Vollbremsung auf trockener Fahrbahn, für alle Anderen bloß eine nette Lücke.
Und der Abstand wird bitter benötigt. Wird doch bei jeder Auffahrt abgebremst, weil Leute der Abfahrt nicht trauen und schon einen km davor bremsen um dann mit 20 von der Autobahn runter zu rutschen, und gleich danach wird wieder gebremst weil die 30er auf die Autobahn wollen. So bildet sich wirklich bei jeder erdenklicher Gelegenheit ein Scheinstau, weil ja der Mensch nur in Gruppe agiert wenn es unbedingt sein muss. Im Kriech zum Beispiel.
Auf der Straße kämpft Jeder alleine.
So wie ein Zug wo die Lok zum gleichen Zeitpunkt losfährt wie der letzte Wagon, so könnte es auf der Straße laufen wenn nicht wirklich JEDER der am Steuer sitzt eine eigene Taktik entwickeln würde. So weiß ich beim bestem Willen nicht was die 30er dazu bewegt auch mal auf die Überholspur zu wechseln, und so den Verkehr auf der ganzen Breite der Autobahn zum annähernd Stillstand zu bringen.
Was ist die Motivation solcher Idioten?
„Wenn ich wegen Winter nicht zeitisch zu Oma komme um Kaffe un’ Kuchen zu verspeisen, so sollen andere mit mir leiden“
? Man weiß es nicht.
Eine ganz Andere Truppe sind die Berufsfahrer. So habe ich den Sonntag auserkoren um Heim zu fahren, weil ich mir erhofft habe eine Weitestgehend LKWplanneeisplattenflugfreie Autobahn vorzufinden, so konnte ich jedoch die fliegenden Sprinter nicht löschen.
Kann es sein das dem betreten einer solchen Maschine das Hirn aussetzt? Oder haben die nur zwei Fahrstufen? Stop und Volles Rohr?
Wie sonst soll man erklären das man auch bei diesem Wetter ständig von einem solchem Ding von hinten geblitzdingst wird um anschließend mit dem Dreckswasser voll gespritzt zu werden…
Eine ganz besondere Spezies durfte ich gestern auf einer Rastanlage beobachten. Da sehe ich wie ein Spezialist 3 Bar Luft in die Räder pumpt… Aja. Ich dachte immer bei Schnee sollte man Luftdruck mindern? Bin mal gespannt wie und wo er angekommen ist.
Man kann sich aber an alles irgendwie Gewöhnen, oder wahlweise mit allem Arrangieren. Was aber am meisten nervt und mich zumindest an die Grenzen meiner Menschenliebe führen tut sind die Abbremser.
Das ist die Sorte von Idioten die mit 60-70 unterwegs sind und konstant, alle 40 Meter abbremsen um zu sehen ob es noch glatt ist.
Da frage ich mich wie ist denn diese Info, also glatt oder nicht, zu werten? So ich bremse jetzt mal ab. Uuu, glatt. Schlimm. Denn beschleunige ich wieder auf 50-60, und bremse ab. Glatt. Uuu, schlimm. Denn wieder, ui, nicht glatt. Aber vielleicht 49 Meter weiter? Uuu… Doch, hier wieder.
HÄ? Wiewieiwah… HÄÄÄÄÄ? Wat?
KOTZEN KÖNNT ICH WENN ICH BLOSS GEGESSEN HÄTTE!
„Schau mal Trude, da bei Hamburch da hätte ich gut bremsen können, hier nich’.“
Oder wie? Wat? HÄ? Und jezzt? Hamn’ die wat zu erzählen falls lebendich am Ziel angekommen?
„Guck mal Gerhard, es ist schlimm auf der Straße, Tarp war glatt wie Sau, davor bei Kiel nich’ so.“
Aso. Schon schlimm so Winter.
Das schlimmste ist das die Leute auch den Verkehr und das Drumherum nicht als Zeichen für Irgendwas wahrnehmen.
Guck mal, wir kennen doch alle den Siebten Sinn, ja? Die Sendungen. Daher wissen wir das man beim rutschen Kupplung tritt und das man dies Jenes sonst was tun soll, und das man die Natur beobachten soll und überhaupt.
So ises definitiv glatt wenn die Fahrbann nass aussieht aber kein Spritzwasser zu hören und zu sehen ist. Eigentlich simpel. Ich fahre LKW hinterher, Straße nass, ich wische nicht (oder das Auto wischt nicht), ist also glatt.
Fahre ich und kann die Fahrbahnmarkierung deutlich sehen, aber beim Gegenverkehr sehe ich bloß Schnee, und die Fahrbahnmarkierung verschwindet, so ist Eis auf der Straße, das nicht gerade wenich, und es ist GLATT!
Fährt ein 40 Tonner mim Stuttgarter Kennzeichen in Schleswich, iser seit etlichen Kilometern unterwegs, ist noch nicht gestorben, kann man sich also drauf verlassen das er weißt was er da tut. Wenn er auf 30 Abbremst ises GLATT!
Fährt man im viertem (oder wahlweise höchstem, weiß nimmer wie der Standard diese Tage so ist, 7? 8ß 19?) Gang einen Hang hoch und man merkt wie die Räder durchdrehen, dann ises GLATT!
Fährt man an einer Ampel an, und es ist trotz beherztem Gasgeben keine deutliche Beschleunigung zu verzeichnen, so müssen entweder die Ventile eingestellt werden, oder es ist GLATT!
So oder so, nach annähernd 12 Stunden Kampf, wahlweise mit Wetter, oder mit den Deppen durfte ich das Heimathafen anlaufen. Es war widerlich, ich war am Ende, wobei ich nimmer weiß ob der Zustände wegen, oder weil ich 11 Stunden lang nur am aufregen war.
Die Weiße Wucht konnte mit 1700 Extrakilometern endlich wohlverdient abgestellt werden. Sie steht stolz zwischen den Neuwagens und zeicht das Sie fuhr. Die Narben der letzten zwei Monate wird die noch lange mit sich tragen müssen, an eine rituele Waschung ist bei hiesigen -20° nicht zu denken...
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Donnerstag, 23. Dezember 2010
Schnee-A.R.T.
Es war kalt, es lag Schnee, viel Schnee. Soviel wie noch nie aufm Parkplatz.
Aber davon lässt sich ja ein Haufen Bekloppter nicht abbringen, gemütlich einen Wurst zu vertilgen und einen Glühwein zu trinken.
Alles in allem wieder ein schönes Treffen in seltener Witterung. Der Preis für die weiteste Anreise geht (mal wieder) an den Herrn Zombie aus DK mit 700 km einfach. Hardcore! Ächte Gayfyhle!
Frohes Fest wünschen die Blechpiraten aus Köln
PS:
Ja, wo waren sie denn? Die richtig hartgesottenen Altautofahrer? Die Alte-Karre-till-I-die-auch-im-Winter-Fahrer?
Da war der Arsch wohl doch zu verklemmt, um sich in das olle Eisen zu schwingen, was?
Merke: Lieber die richtigen Leute in komischen Winter-Autos aufm Treffen, als Arschlöcher mit gaaaanz tollen Karren zu Hause.
Aber davon lässt sich ja ein Haufen Bekloppter nicht abbringen, gemütlich einen Wurst zu vertilgen und einen Glühwein zu trinken.
Alles in allem wieder ein schönes Treffen in seltener Witterung. Der Preis für die weiteste Anreise geht (mal wieder) an den Herrn Zombie aus DK mit 700 km einfach. Hardcore! Ächte Gayfyhle!
Frohes Fest wünschen die Blechpiraten aus Köln
PS:
Ja, wo waren sie denn? Die richtig hartgesottenen Altautofahrer? Die Alte-Karre-till-I-die-auch-im-Winter-Fahrer?
Da war der Arsch wohl doch zu verklemmt, um sich in das olle Eisen zu schwingen, was?
Merke: Lieber die richtigen Leute in komischen Winter-Autos aufm Treffen, als Arschlöcher mit gaaaanz tollen Karren zu Hause.
Begegnungen...
... der Ersten, der Zweiten und der Dritten A.R.T.
»Den hatte ich auch mal – aber ...«
So, oder so ähnlich fängt es oft an. Die Unterschiede der Reaktionen auf mein Altauto sind ebenso unterschiedlich,
wie die Reagierenden selbst – von nett bis absurd – unterschiedlich eben.
Fürs Volk: Ich gurke mit nem BMW 2002, Baujahr neunzehnhundertachtundsechzig durchs Land. Zwei Liter Heberaum,
einhundert PS plus-minus ein bißchen. Daß Ganze bald jeden Tag, seit etwa dreizehn Jahren. Ein und dasselbe Auto –
keine Sammlung. Nun das Besondere: Einfacher Vergaser – Solex, nix Weber. Kein Radio, kein Tourenzähler – Zeituhr
stattdessen. Keine Spochtspiegel (nimma einen rechts). Kein Rennfahrwerk; ausschließlich Werkswerk. 165er vorne,
hinten, links und rechts – manchmal auch im Kofferraum.
Im Dorf war ich einer der Ersten, der 1998, ’99 ein “H” hinter der Nummer hatte. Daß ich ein riesen Typ bin, ist mir
seit meiner Kindheit klar – aber auch noch Trändsätter (wuff!).
Warum ich das schreibe? Weil sie mit dem Hakennzeichen anfingen, die Begegnungen der [b]Ersten A.R.T.[/b]
Meistens sprachen mich ältere, höfliche, mit Textilien bekleidete Menschen an. Überall. Aufm Parkplatz beim ALDI,
am Baumarkt, anner Tanke – wo auch immer.
Ein Ehepaar, so um die siebzig:
Er: »Schönes Fahrzeug haben sie da. Hatten wir auch mal – in den Sechzigern – aber als 1600er. Ich war Student
und konnte mir den Zwoliter mit hundert PS nicht leisten.«
Sie: »Und der Jung war unterwegs.«
Er: »Is ne wilde Zeit gewesen und vom 2002 haben wir alle geträumt. Gerostet haben die, wie nix Gutes.
Sie wissen schon, zerrostet sind die Dinger.«
‘Ja, ich weiß, leider weiß ich.’
Sie: »Ach nee, schön der Wagen, aber was soll das “H” hinter der Nummer?«
Das erklärte ich dann, zur Not zweimal. Auf besonderen Wunsch auch im Detail.
Andere Variante: Ein Mann, Mitte’Ende sechzig:
»Tolles Auto haben sie da – hatte ich alle. Vom 1500er bis zum Zweiliter – über Jahre, immer Null-Zwo.
Allesamt verrottet oder vor die Wand gesetzt. Der 1800er war neu, da hab ich für unseren Neffen den Nikolaus
gegeben. Dezember ‘73, früher Abend, glatte Straßen. Ein bissken viel Schnaps im Kopp und auf der Rückfahrt
stand ne Mauer im Weg – schad war et drum. Hab mir danach wat Vernünftiges gekauft.«
‘Was Vernünftiges? Mit anderen Worten, etwas Langweiliges?’
»Den ersten Passat in quittegelb – sehr langweilig – da half auch die Farbe nich.«
Einer meiner Liebsten; der “60er Jahre Schnösel”:
Fahr um drei, vier Uhr morgens an die Tanke. Steht der Tankstellenbesitzer da – muß der Inhaber sein – er ist
der Einzige, der neben der Säule raucht. Tritt die Kippe aus und wackelt zu mir rüber.
»Morjen. Den hatte ich mal, auch als 2002, aber in orange. Neu gekauft. 1969 etwa. Für neuneinhalbtausend
Mark oder so. Nach nem knappen Jahr direkt wieder vertickt und den 2002-ti geholt; das war ein geiles Teil:
Selbe Farbe, selbe Innenausstattung. Den ti-Schriftzug habe ich allerdings abgemacht. Mein Vermieter hätte
mir sonst die Preise erhöht.«
Sonnem Menschen höre ich gerne zu und mach dem die Motorhaube auf, wenn er kucken will. Der darf sich
auch hinters Steuer klemmen, um vergangenes Leben nachzuatmen. Ihm macht es Spaß, mir ebenfalls.
Ist dann so, als ob der Penner dem St. Martin die Hälfte seines Mantels überlassen würde.
Oder diese hier, um die vierzig:
»Den hatten unsere Eltern (mein Onkel, meine Tante, mein etc.). Simmerimmer mit nach Italien – zu dritt auf
der Rückbank – ich hab noch Geschwister. Entschuldigung, darf ich mich mal reinsetzen?«
‘Klar darfst Du.’ Ich klappe automatisch die Rückenlehne um. Natürlich wollen sie hinten sitzen, im Kopp gehts
ja wieder Richtung Süden.
Bei sowat hab ich es nie eilig und muß auch nirgendwo hin. Irgendwann sind die Leute dann aus Italien zurück,
steigen entspannt und breit grinsend aus, sagen danke und gehen gelassener weg, als sie gekommen waren.
In diesen Momenten fühle ich mich wie ein Wunderheiler – nein, wie ein guter A.R.zT.
Ne ganz “bekloppte” Nummer:
Spätherbst – zwanzig Uhr rum. Stockdunkel, trostlos, kalter Wind. Regen im 45° Winkel – immer mitten in die
Fresse oder in den Kragen. Totales Scheißwetter. Hab die Kiste grade geparkt und haste in den Baumarkt.
Beim Reinkommen seh ich sie schon, die nette kleine an der Kasse. So eine kennt Ihr auch alle. Die, mit dem glatten,
überschulterlangen, kastanienbraunen Haar und der auffallend hellen Haut. Die, die genauso untergewichtig ist,
wie meine Karre. Sie hat was von “Twiggy”, dem sechziger Jahre Mannequin und paßt, mit ihren schlanken Armen
und Beinen, optisch perfekt zum 2002 und dessen streichholzdünnen A- und B-Holmen.
Sie, zu ihrer Kollegin: »Das ist der Kunde (dabei sonnt sie mich an) mit dem süü...üüßen (was kommt jetzt?)
kleinen Auto, einem – wirklich schönen – Mercedes« (Bitte?).
‘Hör’ mal Hase.’
Laut Namensschild heißt sie Frau Hase, aber ich lass das Frau meistens weg. Ihre Reaktion ist dann immer
ein “Hihihihihi.”
‘Also Hase ...’
»Ja, hihihihihi.«
... das ist ein BeEmWe – BMW, wie Bob Marley and the Wailers; ist doch nicht so schwer, oder?’
»Bob Marley and the “Was”? Hihihihihi. Sie sagen manchmal Sachen.«
‘Genau, Bob Marley and the “Was” – BMW halt. Und ja, ich sage manchmal Sachen.’
Darüber hinaus, denke ich auch manchmal Dinge. ‘Hihihi’ (das war ich jetzt).
Die Häsin: »Ja, ja, Frauen und Autos.«
‘Ne, ne, nicht Frauen und Autos ... Hasen und Autos ... ist ein Unterschied’ sach ich noch; aber mein Gerede
funktioniert seit längerem nur noch rein mechanisch. Im Geiste bin ich seit Zeiten abgedriftet (ich denk ja
manchmal Dinge – Sie erinnern sich).
Stell mir grade die Omma vom Hasen vor und sehe diese – selbstverständlich 1 zu 1 aussehend, wie die
aktuelle Häsin – im Jahre 1968, angetan mit einem extrem Stoff sparenden Minirock und zeitgenössigen,
körperbetonenden, vielfarbigen Blumenmusteroberteil, in nem BMW-Verkaufsraum, an einem 2002 mit
100 PS lehnen und höre sie zum Verkäufer sagen:
»Mein Mann und ich, wir interessieren uns für den süü...üüßen kleinen Wagen hier, diesen – wirklich schönen –
Mercedes.«
Das Gesicht des 68er Verkäufers verliert an Freundlichkeit – ich hingegen bemerke bei mir ein leichtes Grinsen.
Klappe zu und Schnitt an dieser Stelle.
Mit einem Mal sehe ich die 2010er Häsin – im ‘68er Minirock der Omma – unmittelbar vor mir stehen.
Ihre zerbrechlichen Beine baumeln unter dem, gewagt kurzen Stück Stoff herum; und aus der farbenfrohen Wiese,
ihrer enganliegenden Blümchenmusterbluse springen zwei besonders hübsche Knospen, in 3D hervor.
Sie schaut mir, mit ihren – wirklich schönen – frühlingsmorgenblauen Augen, sinnlichtief in die meinen.
Etwas ungläubig starre ich zurück; zurück in diesen – wirklich schönen – doppelten Sonnenaufgang.
Noch weitaus ungläubiger fixiert mein Blick ihr – wirklich schön geschwungenes – Lippenpaar, welches soeben
das Wort “süü...üüß”, mehr fühl- als hörbar, hervorgehaucht hat und sich nun – unterstützt durch ein leichtes
Öffnen ihres Mundes, dazu anschickt den Buchstaben “M” (“M,” wie M.Bruns?) zu formen.
Beide Lippen ziehen dabei immer weiter auf und lassen mich schon einen ersten Blick, auf den leicht feuchten Glanz –
dieser wirklich schönen Perlenschnur – ihrer unteren Zahnreihe, erahnen.
Ein warm klingendes, unglaublich weiches, unnachahmlich ausgesprochenes “M” verläßt ihren Mund in meine
Richtung; gefolgt von einem, in der Tonlage nur leicht modifizierten “E”. Nun rollt ein “Rrrr” heran, welches an
seinem Ende hart in ein “C” rüber zischt. Wieder ein “E” und noch ein doofes “D”.
Scheißdreck! Den Rest kann ich mir denken. Zweite Klappe, zweiter Schnitt.
Ich drücke mir augenblicklich den Rauch aus dem Kopp. Ein letztes Bild schlägt ins Grau und verwässert.
Sah ich gerade Pinocchio vor zwei kreisrunden, frühlingsmorgenblauen Sonnenaufgängen auf einer Blumenwiese
stehen – ohne Hosen? Mir war so. Zeit zu gehen. ‘Hihihihihi’ (wer war das den jetzt?).
Bis hier ist alles noch OK, nur leichtes Fieber. Die Begegnungen mit den Öko-Stinker-Blötschköppen lass ich
heute mal außen vor. Abwrack- und Plakettenäffchen benötigen einen weitläufigeren Zoo, als diesen Text.
Nochmal knapp: Ich hab nix gegen ältere, höfliche und bekleidete Menschen, die mal nen 1600er fuhren.
Auch nix gegen Leute, denen die gesamte Baureihe über Jahre unter ihren Fütten weggefault ist. Die Geschichte
vom “60er Jahre Schnösel”, der seinen 2002-ti umetikettieren mußte, damit die Miete schlank blieb, gefällt mir sogar.
Nein, ich hab auch kein Problem mit Kindheits- oder Jugenderinnerungen und selbst das “bekloppte” Häslein ist für
mich wesentlich liebenswerter, als diese haßerfüllten, unansehnlichen Öko-Taliban aller Renate Künast oder
Tanja Gönner.
Aber, es gibt auch immer wieder die Begegnungen der [b]Zweiten A.R.T.[/b]
Einschub: Wenn ich schon die Öko-Spinner weggelassen habe, kommen die Fernsehköche auch nicht rein.
Die Knallköppe, welche seit dem Aktiendebakel in “Garagengold” investieren, haben hier ebenfalls nix zu suchen
(Garagengold, das Wort alleine – Brüllkotz-Smily mit extra dicken Backen und besonders scharfem Strahl).
Nein, es gibt ja noch viele andere Gruppierungen von Mega-Ärschen. Wenn die Grün-Gesichter mich am gesunden
Menschenverstand zweifeln lassen und die Frensehfressen an den Nerven zerren, dann sind da immer noch genügend
weitere, sich immer wieder neu erfindende, selbst beweihräuchernde “Altauto-Kasten”, deren Mitglieder – vom untersten
Unterarsch bis zum Obersten Oberarsch – einem das Mark aus den Knochen lutschen möchten.
Nummer 1 aus der X-Kaste:
Relativ jung, recht unhöflich, kaum, aber dafür scheiße bekleidet. Der Sack kommt auf mich zu; irgendwo:
»Den hatte mein Vatter mal. In den 80ern. Mit funfundsiepzitsch Pferden. Was war ich froh, als der sich den
GTI geholt hat und das Ding endlich wegkam ... der GTI, in feuerwehrrot mit ...
Er schwelgt in Erinnerungen
... Funfloch-Alus und den ersten Satz Niederquer... ...
Ich schwelge nicht mit. Alles gähnend egal und austauschbar.
... mit Nebel vorne wie hinten.«
‘Vorne und hinten oder sowohl vorne als auch hinten’, denke ich halblaut. ‘Hab’ da noch ein rostiges Eisenrohr
im Kofferraum. Damit könnte ich dir – von vorne wie hinten – ganz nach Belieben.’
»Äh, wat?«
‘Nix, du saugst.’
Oder ein Vorbeter der Y-Kaste, der 2010er Schnösel mit passender Schnöselgeschichte:
»Den hab ich auch – aber in besser, ...
Dabei steigt er, ohne auch nur ansatzweise die Tageszeit zu erwähnen, aus irgendeiner Wasweißichdenn-Karre.
... mit Vollkunstleder-Halbschalenstühlen aus dem Turbo. Colorverglasung rundum, Alkantara aufm Armaturenbrett,
Talbot-Spiegeln links und rechts, Hunnertfinfunfinzich-PS-Koepchen-Paket. Vom Krümmer bis zum Pott – alles
Edelstahl! iPhone-Ladestation im Handschuhfach mit unsichtbar verlegten Strippen zum Dingsbums-Surround-Car-
HiFi-System. Elektrische, manuelle Fensterkurbeln – voll retro!«
Mist! Leider hatte ich soeben gedanklich, mein letztes verfügbares Eisenrohr im Arsch seines Vorredners versenkt.
Ein Satz noch Junge! Ich hohl es da wieder raus und hau es dir quer übers Maul.
»Mein original Blaupunkt laß ich gerade auf terrestrischen, digitalen Rundumempfang umbauen. Man will ja
schließlich auch “Antenne-Erkenschwick” reinbekommen.«
Supersaug!
Weiteres Gesabber und Gesauge von denen, annähernd in meinem Alter – der Kaste der Mamis und Papis
(bitte nicht mit Müttern und Vätern verwechseln).
Mami: »Das ist aber ein nettes Schätzchen!«
Nettes Schätzchen? “Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep!” auf beiden Ohren.
Ich wünsche mir augenblicklich den Klang des “süü...üüß” zurück, samt den dazugehörigen Bildern aus der Hasen-
Begegnung. Ich hab alles noch genau vor mir, als ob es erst gestern gewesen wäre ...
... damals, angelehnt an diese zierliche Kastanie – die, mit der auffallend hellen Rinde. Dieses untergewichtige Gewächs,
dessen schlanker Stamm so perfekt zu seinen streichholzdünnen Ästen und Zweigen passte ...
... damals, auf dieser – wirklich schönen – gewagt kurz geschnittenen Blumenwiese; zwischen den beiden sanft
geschwungenen Erhebungen, auf deren Spitzen diese besonders hübschen Blüten zu finden waren ...
... damals, an diesem herrlich warmen Frühlingsmorgen, unter dem doppelten, blauen Sonnenaufgang.
... damals, als ich mich erneut dazu aufmachte, einen dieses – wirklich schön geschwungenen – Hügelpaares zu
erklimmen und mir auf halbem Weg – nicht hör-, allein fühlbar – dieser milde Windhauch durchs Haar fuhr.
Ich verweilte ein wenig; wandte meinen Blick nach Süden und konnte von dort – weit unten im Tal – den leicht
feuchten Glanz des Morgentaus erahnen.
Lang her. Wenn ich es richtig erinnere, fuhr ich zu der Zeit Mercedes.
Papi: »Aber was verbraucht der denn so (der Stinker?). In der Stadt? Auf der Landstraße? Der Bahn? Im 16-Drittelmix –
und wie kommen sie mit der Ladekante klar?«
Mami: »Ach Gottchen – nein – der hat ja hinten keine Gurte! Da würden wir unsere Puntinella und den Mälcom nicht
mit zur KiTa fahren wollen.«
‘Sie würden mit dem Auto niemals am Kindergarten ihrer Kleinen ankommen.’
»Wieso?«
‘Es hat kein Navigationssystem. Tach noch.’
Mami zu Papi: »Sooon nettes Wägelchen und dann sooon blöder Kerl!«
Papi zu Mami: »Ja Schatz, da war unser Leasing-Fuzzy aber netter.«
“Leasing-Fuzzy” – alles klar. Ich frage mich nur gerade, auf welcher Seite des Schreibtisches die “Fuzzis” standen,
als der Leasingvertrag unterschrieben wurde.
So weit noch gut. Bis hier alles Leute, mit denen man fertig wird – gerne im Guten und wenn anders, dann eben anders.
ABER – irgendwie zieht meine Karre immer wieder die übelsten Arschlappen an – wie ein riesiger Scheißemagnet –
urteilen Sie selbst.
»Ähhhh!-Eyyyy!« schallt es über den ganzen Platz. Instinktiv reiße ich meinen Nebenmann – einen, mir völlig
unbekannten Menschen – mit zu Boden. Volle Deckung! Dieses überlaute, sich in den hohen Tönen überschlagende
“Ähhhh!-Eyyyy!!” klingt nach Fliegeralarm oder wie eine unmittelbar bevorstehender Explosion von mindestens fünf
vollbärtigen, rucksacktragenden Weißnichtwas-X-isten. Die normale, alltägliche Angst läßt ohne Vorwarnung ihre Hüllen
fallen.
Eine nicht zu bemessende Zeitspanne später, komme ich wieder zu mir. Keine direkten Einschläge, keine Detonationen.
Noch reichlich benommen helfe ich – Worte der Entschuldigung stammelnd – dem Mitgerissenen auf.
Ein zweites, mittlerweile deutlich näheres “Ähhhh!-Eyyyy!” erschallt. Der Gerissene dient mir gerade als wackelige Stütze;
klopft auf meine Schulter und schaut mich, mit einem Weghier-aberschnell-Blick an, wünscht noch irgendwas Gutes und
macht, daß er fort kommt. Ich will ihm am liebsten folgen – aber – die Sache ist noch nicht ausgestanden. Das verrät mir
diese gespenstige Melodie vom “Weißen Hai”, welche ich seit dem ersten “Ähhhh!-Eyyyy!”, deutlich hörbar zwischen
meinen Ohren habe. DuDup_DuDupp_DuDuppp...
»Ähhhh!-Eyyyy! Den hatt itch auch mal – abber als T-iiiiiii-ii!« schlägt es mittschiffs ein. Volltreffer – nichts geht mehr –
Steuerstand schrott, nur noch Rauch – überall.
Dann, aus der ungefähren Richtung des Lärms läuft eine gottlos verdreckte Rattenfresse mit voller Fahrt auf mich zu.
Wie durch Geisterhand schafft es der Holländer (es muß der Fliegende Holländer sein), einen halben Faden vor mir zum
Stehen zu kommen. Er stopt auf und wabert noch eine Weile vor mir rum. Langsam beruhigen sich seine Konturen und
formen etwas menschenähnliches, ohne sich dabei im Detail festlegen zu wollen.
Er nähert sich weiter und unterschreitet dabei bewußt, den international, von allen Völkern dieser Erde anerkannten
Mindestabstand, zwischen zwei, sich fremden Personen.
Ich bemerke, das er es genießt. Seine Konturen werden immer deutlicher – unangenehm deutlich. Es kristallisieren sich
sogar ein Auge und zwei Nasen aus der Wabermasse. Er war bestimmt mal einen guten Kopp länger als ich – früher,
bevor sein massiger Körper der Schwerkraft zollen mußte. Heute kann ich ihm in das Auge kucken, vermeide es aber.
Habe ja schon einiges vom Holländer gehört. Sein Alter ist Legion – unbestimmbar; von Anfang 50 bis Ende 400 ist
alles drin.
Ich zucke zurück. Blitzartig bewegt er seinen rechten Arm und hält mir – wie aus dem Nichts – seine dicken Finger,
keine fünf Zentimeter vors Maul. Das, was ich für Daumen und Zeigefinger halte formen den Buchstaben “C”.
Dabei bilden seine riesigen, vergilbten Nägel übertrieben ausgeformte Serifen.
»Den hatt ich! Abber als T-iiiiiii-ii! Mit sonnem Buch!« Klingt es über die eine kleine Welle, welche noch geradeso
zwischen uns paßt.
Ah, verstehe – er meint das “Große-BMW-02-Buch”, das ich mir mal geliehen, gelesen und für überflüssig gehalten
und somit nie gekauft habe. Das hat in etwa die Stärke von dem, was er da gerade mit Daumendings und Zeigewurst
andeutet.
Ich stammele: ‘Jah, verstehe. Das “Große-BMW-02-Buch” – hab ich auch mal gelesen.’
Das Ungeheuer: »Ähhhh!-Eyyyy! – aber als T-iiiiiii-ii! – mit sonnem Buch!«
Das “C” wurde gerade ‘nen Ticken größer und rückte dabei weiter vor mein Gesicht.
»Ähhhh!-Eyyyy! – der Schein vom T-iiiiiii-ii war sunnen Buch!«
Das “C” wird unerträglich groß und kommt definitiv zu nah. Holländer, du machst mir Angst!
In Gedanken bin ich lange dabei, meinen rauchenden Steuerstand wieder notdürftig zu verkabeln – die ersten,
dünnen Leitungen liegen bereits zum Maschinenraum – ein wenig Saft fließt. So unauffällig wie möglich suche ich
die Umgebung nach einem Fluchtweg ab. Keine Sandbank im Rücken, lasse ich mir von irgendwoher bestätigen.
Ganz leise flüstere ich ein “Achtern aus” ins Sprachrohr.
Das entgeht ihm nicht. Natürlich schließt er weiter auf und behält den viel zu knappen Abstand bei.
»Ähhhh!-Eyyyy! In däm Buch, da stunden Namen drinn, dat glaubszu jarnich. Koepppchen, Alpinar, Schnittzzer ...
die hand sich dadrinnen jejenseitisch die Tür vor dä Kopp jekloppt – Blatt für Bladd Sondereintrajungen – alle wollten
se da rinn! Och dä Doktor – dä Doktor da? Dä mit die Dichtungen – kennse doch?«
‘Ja, ja, der Dichtungsdoktor – ja, der Herr Doktor.’
»Jenau däm – hasse doch ooch?«
‘Nein, hab ich nicht, viel zu teuer und kriegt man heute auch nicht mehr (schwitz).’
»Wadt heeßt den he düjer? 100.000,– Makk hab ich in die Kist versengkt!«
Für einen kurzen Moment ist Ruhe. Das Auge ist halb geschlossen und die Nasen bewegen sich nicht mehr. Was für
ein Glück – er sinniert gerade den 100.000 nach und bewegt sich das erste mal nicht weiter auf mich zu. Selbst
das “C” macht Anstalten in der Hosentasche zu verschwinden – samt Serifen. Ich säusele gleich noch mal ins Rohr –
sowas wie ein 32tel Kraft Achtern aus – und mache den größten Fehler aller Fehler – ich atme erleichtert aus.
Eine Kreatur wie diese, bemerkt sowas natürlich sofort und zieht weiter zu.
Wir erinnern uns an diesem Punkt an all die alten Seekarten. In jeder Ecke waren die übelsten Meeresmonster mit
Schlangenkörpern eingezeichnet. Als Kind habe ich darüber gelacht, jetzt weiß ichs besser.
Schlagartig habe ich wieder das “C” vor der Fresse. Er rückt nach und setzt von neuem an.
»In dämm Buch!!! ...
Und nun geht es nicht mehr um die großen, in Ehre gehaltenen Namen der Rennsportgeschichte – umgehend werden
‘en detail’ die unglaublichen Eigenleistungen aufgelistet. Er ist richtig in Fahrt. Mein Auto ist seit langem egal; ich war
eigentlich nie wichtig. Der große “Ähhhh!-Eyyyy!-T-iiiiiii-ii!”-Munitionsvorrat liegt nicht mehr in den Magazinen.
Es wurde soeben scharf gemacht und der Holländer ist schußbereit. Beinahe zeitgleich brennt er sämtliche verfügbaren
T- und iii-Rohre ab und schickt lautstark deren Fracht über mein Deck.
... Wat war dat fürne Ärbitt mit dänn Finfjangjetrieben – spocht natürlitch! All die Arbände, an dänne ich die jeplatzten
Differentjale von de Strooß jefecht habb. Dä vierhungertachtzpitsch-PeÄs-Turboladder – bis ich däm mal uf
vierhungertzweiunachtzpitsch PeÄs hatt. Nä, nä. Odder die Flachschieberverjaser-Varijanten ... (Ussruffezeichen)«
Und es geht weiter und weiter. Eine endlose Tour durch endlose Reihen von Ersatzteil- und Zubehör-Regalen; voll von
unendlich vielen, nicht endenwollenden Dingen, deren Namen ich zum Teil nur aus Erzählungen kenne und von denen
mir viele, bis heute völlig fremd waren. Fachbegriffe, eigene Wortschöpfungen, was auch immer.
Marshall-Extralicht – natürlich vorne wie hinten – Weber-Vielfachvergaser, Differentialöldruckmeßinstrument neben
anderen Uhren in selbstgefertigter, gelochter Aluminium-Mittelkonsole. Felgen auf doppelte Breite geschweißt.
Schweinebacken – breiter als lang, aber immer noch zu eng für die Pellen, ein Fahrwerk – flach und hart – da wurde
der Mittelstreifen zur gefühlten Bordsteinkante (Ausrufezeichen).
»Und der Waaren war komplett in Agggro-Orangsch jespritzt, für minnestens fünf Mille – mit orijinal Hörnerwhisky-
Komplettbekläbung druff!«
‘Hörnerwhisky = Jägermeister?’
Das erinnert mich an meinen ersten, jugendlichen Suff. Ich blende alles in der unmittelbaren Umgebung aus und zerre
mein Bewußtsein in den tiefsten Kellerraum des Hirns – hinab, in diesen herrlich komfortablen Zustand des Rausches.
In Räumlichkeiten, zu denen kein Außenstehender vordringen kann. Das ganze geschieht im kleinstvorstellbaren Teil
einer Sekunde.
Und was macht der Fliegende Holländer unterdessen? Seit dem ich die “Tür hinter mir zugemacht habe”, versucht er
mich, mit allen Mitteln wieder hervor zu locken. Er hat seine Stimme auf ein normales Maß herabgeschraubt, sich etwas
distanziert und einen ganzen Halben-Faden freies Wasser zwischen uns geschaffen. Der elende Meeresschäumer erhofft
meine Aufmerksamkeit gewinnen zu können und fordert mich auf, zu einem scheinbar harmlosen Spiel. Er will es
wirklich wissen.
Worte wie »Funkentstörte Zündkerzenstecker« und »Flügende-Sicherung zur Heckscheibenheizung« prallen gegen mein
Gemäuer.
Ah – er möchte mit mir scrabbeln! Was war das gleich noch? ‘Fuckgestörter-Kerzenlecker’ und ‘Abfliegender-
Heckschleuder-Heizer’? Glückwunsch, allein die beiden Begriffe bringen geschätzte zwölfhundert Punkte.
Und weiter gehts: »Übberroll-Käfich mit drei einjeschweißten Kreutzen, im Null-, Funfunvierzich- und
Neunzitschjeradwinkel«, klatscht bei mir noch irgendwo auf.
‘Ey, langsam Holländer! Das “Ä” von “Käfig”, hast du beim Rumbrüllen mehrfach verspielt und das “Ü” für “Überroll”,
hasste bei “Flügende-Sicherung” verbraucht – ich hab noch ein paar davon und du hast nicht mal mehr ein “T”.’
»Itsch hann kinn “T” miie – abber wieso dat dänn?«
Das ist gerade für Begegnung der Dritten A.R.[b]T[/b]. draufgegangen.
‘Won!* Tür zü ünd weg.’
“Üs” habe ich ja noch genug – Sie wissen woher.
M.Brüns
*NL für ”gewonnen”
»Den hatte ich auch mal – aber ...«
So, oder so ähnlich fängt es oft an. Die Unterschiede der Reaktionen auf mein Altauto sind ebenso unterschiedlich,
wie die Reagierenden selbst – von nett bis absurd – unterschiedlich eben.
Fürs Volk: Ich gurke mit nem BMW 2002, Baujahr neunzehnhundertachtundsechzig durchs Land. Zwei Liter Heberaum,
einhundert PS plus-minus ein bißchen. Daß Ganze bald jeden Tag, seit etwa dreizehn Jahren. Ein und dasselbe Auto –
keine Sammlung. Nun das Besondere: Einfacher Vergaser – Solex, nix Weber. Kein Radio, kein Tourenzähler – Zeituhr
stattdessen. Keine Spochtspiegel (nimma einen rechts). Kein Rennfahrwerk; ausschließlich Werkswerk. 165er vorne,
hinten, links und rechts – manchmal auch im Kofferraum.
Im Dorf war ich einer der Ersten, der 1998, ’99 ein “H” hinter der Nummer hatte. Daß ich ein riesen Typ bin, ist mir
seit meiner Kindheit klar – aber auch noch Trändsätter (wuff!).
Warum ich das schreibe? Weil sie mit dem Hakennzeichen anfingen, die Begegnungen der [b]Ersten A.R.T.[/b]
Meistens sprachen mich ältere, höfliche, mit Textilien bekleidete Menschen an. Überall. Aufm Parkplatz beim ALDI,
am Baumarkt, anner Tanke – wo auch immer.
Ein Ehepaar, so um die siebzig:
Er: »Schönes Fahrzeug haben sie da. Hatten wir auch mal – in den Sechzigern – aber als 1600er. Ich war Student
und konnte mir den Zwoliter mit hundert PS nicht leisten.«
Sie: »Und der Jung war unterwegs.«
Er: »Is ne wilde Zeit gewesen und vom 2002 haben wir alle geträumt. Gerostet haben die, wie nix Gutes.
Sie wissen schon, zerrostet sind die Dinger.«
‘Ja, ich weiß, leider weiß ich.’
Sie: »Ach nee, schön der Wagen, aber was soll das “H” hinter der Nummer?«
Das erklärte ich dann, zur Not zweimal. Auf besonderen Wunsch auch im Detail.
Andere Variante: Ein Mann, Mitte’Ende sechzig:
»Tolles Auto haben sie da – hatte ich alle. Vom 1500er bis zum Zweiliter – über Jahre, immer Null-Zwo.
Allesamt verrottet oder vor die Wand gesetzt. Der 1800er war neu, da hab ich für unseren Neffen den Nikolaus
gegeben. Dezember ‘73, früher Abend, glatte Straßen. Ein bissken viel Schnaps im Kopp und auf der Rückfahrt
stand ne Mauer im Weg – schad war et drum. Hab mir danach wat Vernünftiges gekauft.«
‘Was Vernünftiges? Mit anderen Worten, etwas Langweiliges?’
»Den ersten Passat in quittegelb – sehr langweilig – da half auch die Farbe nich.«
Einer meiner Liebsten; der “60er Jahre Schnösel”:
Fahr um drei, vier Uhr morgens an die Tanke. Steht der Tankstellenbesitzer da – muß der Inhaber sein – er ist
der Einzige, der neben der Säule raucht. Tritt die Kippe aus und wackelt zu mir rüber.
»Morjen. Den hatte ich mal, auch als 2002, aber in orange. Neu gekauft. 1969 etwa. Für neuneinhalbtausend
Mark oder so. Nach nem knappen Jahr direkt wieder vertickt und den 2002-ti geholt; das war ein geiles Teil:
Selbe Farbe, selbe Innenausstattung. Den ti-Schriftzug habe ich allerdings abgemacht. Mein Vermieter hätte
mir sonst die Preise erhöht.«
Sonnem Menschen höre ich gerne zu und mach dem die Motorhaube auf, wenn er kucken will. Der darf sich
auch hinters Steuer klemmen, um vergangenes Leben nachzuatmen. Ihm macht es Spaß, mir ebenfalls.
Ist dann so, als ob der Penner dem St. Martin die Hälfte seines Mantels überlassen würde.
Oder diese hier, um die vierzig:
»Den hatten unsere Eltern (mein Onkel, meine Tante, mein etc.). Simmerimmer mit nach Italien – zu dritt auf
der Rückbank – ich hab noch Geschwister. Entschuldigung, darf ich mich mal reinsetzen?«
‘Klar darfst Du.’ Ich klappe automatisch die Rückenlehne um. Natürlich wollen sie hinten sitzen, im Kopp gehts
ja wieder Richtung Süden.
Bei sowat hab ich es nie eilig und muß auch nirgendwo hin. Irgendwann sind die Leute dann aus Italien zurück,
steigen entspannt und breit grinsend aus, sagen danke und gehen gelassener weg, als sie gekommen waren.
In diesen Momenten fühle ich mich wie ein Wunderheiler – nein, wie ein guter A.R.zT.
Ne ganz “bekloppte” Nummer:
Spätherbst – zwanzig Uhr rum. Stockdunkel, trostlos, kalter Wind. Regen im 45° Winkel – immer mitten in die
Fresse oder in den Kragen. Totales Scheißwetter. Hab die Kiste grade geparkt und haste in den Baumarkt.
Beim Reinkommen seh ich sie schon, die nette kleine an der Kasse. So eine kennt Ihr auch alle. Die, mit dem glatten,
überschulterlangen, kastanienbraunen Haar und der auffallend hellen Haut. Die, die genauso untergewichtig ist,
wie meine Karre. Sie hat was von “Twiggy”, dem sechziger Jahre Mannequin und paßt, mit ihren schlanken Armen
und Beinen, optisch perfekt zum 2002 und dessen streichholzdünnen A- und B-Holmen.
Sie, zu ihrer Kollegin: »Das ist der Kunde (dabei sonnt sie mich an) mit dem süü...üüßen (was kommt jetzt?)
kleinen Auto, einem – wirklich schönen – Mercedes« (Bitte?).
‘Hör’ mal Hase.’
Laut Namensschild heißt sie Frau Hase, aber ich lass das Frau meistens weg. Ihre Reaktion ist dann immer
ein “Hihihihihi.”
‘Also Hase ...’
»Ja, hihihihihi.«
... das ist ein BeEmWe – BMW, wie Bob Marley and the Wailers; ist doch nicht so schwer, oder?’
»Bob Marley and the “Was”? Hihihihihi. Sie sagen manchmal Sachen.«
‘Genau, Bob Marley and the “Was” – BMW halt. Und ja, ich sage manchmal Sachen.’
Darüber hinaus, denke ich auch manchmal Dinge. ‘Hihihi’ (das war ich jetzt).
Die Häsin: »Ja, ja, Frauen und Autos.«
‘Ne, ne, nicht Frauen und Autos ... Hasen und Autos ... ist ein Unterschied’ sach ich noch; aber mein Gerede
funktioniert seit längerem nur noch rein mechanisch. Im Geiste bin ich seit Zeiten abgedriftet (ich denk ja
manchmal Dinge – Sie erinnern sich).
Stell mir grade die Omma vom Hasen vor und sehe diese – selbstverständlich 1 zu 1 aussehend, wie die
aktuelle Häsin – im Jahre 1968, angetan mit einem extrem Stoff sparenden Minirock und zeitgenössigen,
körperbetonenden, vielfarbigen Blumenmusteroberteil, in nem BMW-Verkaufsraum, an einem 2002 mit
100 PS lehnen und höre sie zum Verkäufer sagen:
»Mein Mann und ich, wir interessieren uns für den süü...üüßen kleinen Wagen hier, diesen – wirklich schönen –
Mercedes.«
Das Gesicht des 68er Verkäufers verliert an Freundlichkeit – ich hingegen bemerke bei mir ein leichtes Grinsen.
Klappe zu und Schnitt an dieser Stelle.
Mit einem Mal sehe ich die 2010er Häsin – im ‘68er Minirock der Omma – unmittelbar vor mir stehen.
Ihre zerbrechlichen Beine baumeln unter dem, gewagt kurzen Stück Stoff herum; und aus der farbenfrohen Wiese,
ihrer enganliegenden Blümchenmusterbluse springen zwei besonders hübsche Knospen, in 3D hervor.
Sie schaut mir, mit ihren – wirklich schönen – frühlingsmorgenblauen Augen, sinnlichtief in die meinen.
Etwas ungläubig starre ich zurück; zurück in diesen – wirklich schönen – doppelten Sonnenaufgang.
Noch weitaus ungläubiger fixiert mein Blick ihr – wirklich schön geschwungenes – Lippenpaar, welches soeben
das Wort “süü...üüß”, mehr fühl- als hörbar, hervorgehaucht hat und sich nun – unterstützt durch ein leichtes
Öffnen ihres Mundes, dazu anschickt den Buchstaben “M” (“M,” wie M.Bruns?) zu formen.
Beide Lippen ziehen dabei immer weiter auf und lassen mich schon einen ersten Blick, auf den leicht feuchten Glanz –
dieser wirklich schönen Perlenschnur – ihrer unteren Zahnreihe, erahnen.
Ein warm klingendes, unglaublich weiches, unnachahmlich ausgesprochenes “M” verläßt ihren Mund in meine
Richtung; gefolgt von einem, in der Tonlage nur leicht modifizierten “E”. Nun rollt ein “Rrrr” heran, welches an
seinem Ende hart in ein “C” rüber zischt. Wieder ein “E” und noch ein doofes “D”.
Scheißdreck! Den Rest kann ich mir denken. Zweite Klappe, zweiter Schnitt.
Ich drücke mir augenblicklich den Rauch aus dem Kopp. Ein letztes Bild schlägt ins Grau und verwässert.
Sah ich gerade Pinocchio vor zwei kreisrunden, frühlingsmorgenblauen Sonnenaufgängen auf einer Blumenwiese
stehen – ohne Hosen? Mir war so. Zeit zu gehen. ‘Hihihihihi’ (wer war das den jetzt?).
Bis hier ist alles noch OK, nur leichtes Fieber. Die Begegnungen mit den Öko-Stinker-Blötschköppen lass ich
heute mal außen vor. Abwrack- und Plakettenäffchen benötigen einen weitläufigeren Zoo, als diesen Text.
Nochmal knapp: Ich hab nix gegen ältere, höfliche und bekleidete Menschen, die mal nen 1600er fuhren.
Auch nix gegen Leute, denen die gesamte Baureihe über Jahre unter ihren Fütten weggefault ist. Die Geschichte
vom “60er Jahre Schnösel”, der seinen 2002-ti umetikettieren mußte, damit die Miete schlank blieb, gefällt mir sogar.
Nein, ich hab auch kein Problem mit Kindheits- oder Jugenderinnerungen und selbst das “bekloppte” Häslein ist für
mich wesentlich liebenswerter, als diese haßerfüllten, unansehnlichen Öko-Taliban aller Renate Künast oder
Tanja Gönner.
Aber, es gibt auch immer wieder die Begegnungen der [b]Zweiten A.R.T.[/b]
Einschub: Wenn ich schon die Öko-Spinner weggelassen habe, kommen die Fernsehköche auch nicht rein.
Die Knallköppe, welche seit dem Aktiendebakel in “Garagengold” investieren, haben hier ebenfalls nix zu suchen
(Garagengold, das Wort alleine – Brüllkotz-Smily mit extra dicken Backen und besonders scharfem Strahl).
Nein, es gibt ja noch viele andere Gruppierungen von Mega-Ärschen. Wenn die Grün-Gesichter mich am gesunden
Menschenverstand zweifeln lassen und die Frensehfressen an den Nerven zerren, dann sind da immer noch genügend
weitere, sich immer wieder neu erfindende, selbst beweihräuchernde “Altauto-Kasten”, deren Mitglieder – vom untersten
Unterarsch bis zum Obersten Oberarsch – einem das Mark aus den Knochen lutschen möchten.
Nummer 1 aus der X-Kaste:
Relativ jung, recht unhöflich, kaum, aber dafür scheiße bekleidet. Der Sack kommt auf mich zu; irgendwo:
»Den hatte mein Vatter mal. In den 80ern. Mit funfundsiepzitsch Pferden. Was war ich froh, als der sich den
GTI geholt hat und das Ding endlich wegkam ... der GTI, in feuerwehrrot mit ...
Er schwelgt in Erinnerungen
... Funfloch-Alus und den ersten Satz Niederquer... ...
Ich schwelge nicht mit. Alles gähnend egal und austauschbar.
... mit Nebel vorne wie hinten.«
‘Vorne und hinten oder sowohl vorne als auch hinten’, denke ich halblaut. ‘Hab’ da noch ein rostiges Eisenrohr
im Kofferraum. Damit könnte ich dir – von vorne wie hinten – ganz nach Belieben.’
»Äh, wat?«
‘Nix, du saugst.’
Oder ein Vorbeter der Y-Kaste, der 2010er Schnösel mit passender Schnöselgeschichte:
»Den hab ich auch – aber in besser, ...
Dabei steigt er, ohne auch nur ansatzweise die Tageszeit zu erwähnen, aus irgendeiner Wasweißichdenn-Karre.
... mit Vollkunstleder-Halbschalenstühlen aus dem Turbo. Colorverglasung rundum, Alkantara aufm Armaturenbrett,
Talbot-Spiegeln links und rechts, Hunnertfinfunfinzich-PS-Koepchen-Paket. Vom Krümmer bis zum Pott – alles
Edelstahl! iPhone-Ladestation im Handschuhfach mit unsichtbar verlegten Strippen zum Dingsbums-Surround-Car-
HiFi-System. Elektrische, manuelle Fensterkurbeln – voll retro!«
Mist! Leider hatte ich soeben gedanklich, mein letztes verfügbares Eisenrohr im Arsch seines Vorredners versenkt.
Ein Satz noch Junge! Ich hohl es da wieder raus und hau es dir quer übers Maul.
»Mein original Blaupunkt laß ich gerade auf terrestrischen, digitalen Rundumempfang umbauen. Man will ja
schließlich auch “Antenne-Erkenschwick” reinbekommen.«
Supersaug!
Weiteres Gesabber und Gesauge von denen, annähernd in meinem Alter – der Kaste der Mamis und Papis
(bitte nicht mit Müttern und Vätern verwechseln).
Mami: »Das ist aber ein nettes Schätzchen!«
Nettes Schätzchen? “Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep!” auf beiden Ohren.
Ich wünsche mir augenblicklich den Klang des “süü...üüß” zurück, samt den dazugehörigen Bildern aus der Hasen-
Begegnung. Ich hab alles noch genau vor mir, als ob es erst gestern gewesen wäre ...
... damals, angelehnt an diese zierliche Kastanie – die, mit der auffallend hellen Rinde. Dieses untergewichtige Gewächs,
dessen schlanker Stamm so perfekt zu seinen streichholzdünnen Ästen und Zweigen passte ...
... damals, auf dieser – wirklich schönen – gewagt kurz geschnittenen Blumenwiese; zwischen den beiden sanft
geschwungenen Erhebungen, auf deren Spitzen diese besonders hübschen Blüten zu finden waren ...
... damals, an diesem herrlich warmen Frühlingsmorgen, unter dem doppelten, blauen Sonnenaufgang.
... damals, als ich mich erneut dazu aufmachte, einen dieses – wirklich schön geschwungenen – Hügelpaares zu
erklimmen und mir auf halbem Weg – nicht hör-, allein fühlbar – dieser milde Windhauch durchs Haar fuhr.
Ich verweilte ein wenig; wandte meinen Blick nach Süden und konnte von dort – weit unten im Tal – den leicht
feuchten Glanz des Morgentaus erahnen.
Lang her. Wenn ich es richtig erinnere, fuhr ich zu der Zeit Mercedes.
Papi: »Aber was verbraucht der denn so (der Stinker?). In der Stadt? Auf der Landstraße? Der Bahn? Im 16-Drittelmix –
und wie kommen sie mit der Ladekante klar?«
Mami: »Ach Gottchen – nein – der hat ja hinten keine Gurte! Da würden wir unsere Puntinella und den Mälcom nicht
mit zur KiTa fahren wollen.«
‘Sie würden mit dem Auto niemals am Kindergarten ihrer Kleinen ankommen.’
»Wieso?«
‘Es hat kein Navigationssystem. Tach noch.’
Mami zu Papi: »Sooon nettes Wägelchen und dann sooon blöder Kerl!«
Papi zu Mami: »Ja Schatz, da war unser Leasing-Fuzzy aber netter.«
“Leasing-Fuzzy” – alles klar. Ich frage mich nur gerade, auf welcher Seite des Schreibtisches die “Fuzzis” standen,
als der Leasingvertrag unterschrieben wurde.
So weit noch gut. Bis hier alles Leute, mit denen man fertig wird – gerne im Guten und wenn anders, dann eben anders.
ABER – irgendwie zieht meine Karre immer wieder die übelsten Arschlappen an – wie ein riesiger Scheißemagnet –
urteilen Sie selbst.
»Ähhhh!-Eyyyy!« schallt es über den ganzen Platz. Instinktiv reiße ich meinen Nebenmann – einen, mir völlig
unbekannten Menschen – mit zu Boden. Volle Deckung! Dieses überlaute, sich in den hohen Tönen überschlagende
“Ähhhh!-Eyyyy!!” klingt nach Fliegeralarm oder wie eine unmittelbar bevorstehender Explosion von mindestens fünf
vollbärtigen, rucksacktragenden Weißnichtwas-X-isten. Die normale, alltägliche Angst läßt ohne Vorwarnung ihre Hüllen
fallen.
Eine nicht zu bemessende Zeitspanne später, komme ich wieder zu mir. Keine direkten Einschläge, keine Detonationen.
Noch reichlich benommen helfe ich – Worte der Entschuldigung stammelnd – dem Mitgerissenen auf.
Ein zweites, mittlerweile deutlich näheres “Ähhhh!-Eyyyy!” erschallt. Der Gerissene dient mir gerade als wackelige Stütze;
klopft auf meine Schulter und schaut mich, mit einem Weghier-aberschnell-Blick an, wünscht noch irgendwas Gutes und
macht, daß er fort kommt. Ich will ihm am liebsten folgen – aber – die Sache ist noch nicht ausgestanden. Das verrät mir
diese gespenstige Melodie vom “Weißen Hai”, welche ich seit dem ersten “Ähhhh!-Eyyyy!”, deutlich hörbar zwischen
meinen Ohren habe. DuDup_DuDupp_DuDuppp...
»Ähhhh!-Eyyyy! Den hatt itch auch mal – abber als T-iiiiiii-ii!« schlägt es mittschiffs ein. Volltreffer – nichts geht mehr –
Steuerstand schrott, nur noch Rauch – überall.
Dann, aus der ungefähren Richtung des Lärms läuft eine gottlos verdreckte Rattenfresse mit voller Fahrt auf mich zu.
Wie durch Geisterhand schafft es der Holländer (es muß der Fliegende Holländer sein), einen halben Faden vor mir zum
Stehen zu kommen. Er stopt auf und wabert noch eine Weile vor mir rum. Langsam beruhigen sich seine Konturen und
formen etwas menschenähnliches, ohne sich dabei im Detail festlegen zu wollen.
Er nähert sich weiter und unterschreitet dabei bewußt, den international, von allen Völkern dieser Erde anerkannten
Mindestabstand, zwischen zwei, sich fremden Personen.
Ich bemerke, das er es genießt. Seine Konturen werden immer deutlicher – unangenehm deutlich. Es kristallisieren sich
sogar ein Auge und zwei Nasen aus der Wabermasse. Er war bestimmt mal einen guten Kopp länger als ich – früher,
bevor sein massiger Körper der Schwerkraft zollen mußte. Heute kann ich ihm in das Auge kucken, vermeide es aber.
Habe ja schon einiges vom Holländer gehört. Sein Alter ist Legion – unbestimmbar; von Anfang 50 bis Ende 400 ist
alles drin.
Ich zucke zurück. Blitzartig bewegt er seinen rechten Arm und hält mir – wie aus dem Nichts – seine dicken Finger,
keine fünf Zentimeter vors Maul. Das, was ich für Daumen und Zeigefinger halte formen den Buchstaben “C”.
Dabei bilden seine riesigen, vergilbten Nägel übertrieben ausgeformte Serifen.
»Den hatt ich! Abber als T-iiiiiii-ii! Mit sonnem Buch!« Klingt es über die eine kleine Welle, welche noch geradeso
zwischen uns paßt.
Ah, verstehe – er meint das “Große-BMW-02-Buch”, das ich mir mal geliehen, gelesen und für überflüssig gehalten
und somit nie gekauft habe. Das hat in etwa die Stärke von dem, was er da gerade mit Daumendings und Zeigewurst
andeutet.
Ich stammele: ‘Jah, verstehe. Das “Große-BMW-02-Buch” – hab ich auch mal gelesen.’
Das Ungeheuer: »Ähhhh!-Eyyyy! – aber als T-iiiiiii-ii! – mit sonnem Buch!«
Das “C” wurde gerade ‘nen Ticken größer und rückte dabei weiter vor mein Gesicht.
»Ähhhh!-Eyyyy! – der Schein vom T-iiiiiii-ii war sunnen Buch!«
Das “C” wird unerträglich groß und kommt definitiv zu nah. Holländer, du machst mir Angst!
In Gedanken bin ich lange dabei, meinen rauchenden Steuerstand wieder notdürftig zu verkabeln – die ersten,
dünnen Leitungen liegen bereits zum Maschinenraum – ein wenig Saft fließt. So unauffällig wie möglich suche ich
die Umgebung nach einem Fluchtweg ab. Keine Sandbank im Rücken, lasse ich mir von irgendwoher bestätigen.
Ganz leise flüstere ich ein “Achtern aus” ins Sprachrohr.
Das entgeht ihm nicht. Natürlich schließt er weiter auf und behält den viel zu knappen Abstand bei.
»Ähhhh!-Eyyyy! In däm Buch, da stunden Namen drinn, dat glaubszu jarnich. Koepppchen, Alpinar, Schnittzzer ...
die hand sich dadrinnen jejenseitisch die Tür vor dä Kopp jekloppt – Blatt für Bladd Sondereintrajungen – alle wollten
se da rinn! Och dä Doktor – dä Doktor da? Dä mit die Dichtungen – kennse doch?«
‘Ja, ja, der Dichtungsdoktor – ja, der Herr Doktor.’
»Jenau däm – hasse doch ooch?«
‘Nein, hab ich nicht, viel zu teuer und kriegt man heute auch nicht mehr (schwitz).’
»Wadt heeßt den he düjer? 100.000,– Makk hab ich in die Kist versengkt!«
Für einen kurzen Moment ist Ruhe. Das Auge ist halb geschlossen und die Nasen bewegen sich nicht mehr. Was für
ein Glück – er sinniert gerade den 100.000 nach und bewegt sich das erste mal nicht weiter auf mich zu. Selbst
das “C” macht Anstalten in der Hosentasche zu verschwinden – samt Serifen. Ich säusele gleich noch mal ins Rohr –
sowas wie ein 32tel Kraft Achtern aus – und mache den größten Fehler aller Fehler – ich atme erleichtert aus.
Eine Kreatur wie diese, bemerkt sowas natürlich sofort und zieht weiter zu.
Wir erinnern uns an diesem Punkt an all die alten Seekarten. In jeder Ecke waren die übelsten Meeresmonster mit
Schlangenkörpern eingezeichnet. Als Kind habe ich darüber gelacht, jetzt weiß ichs besser.
Schlagartig habe ich wieder das “C” vor der Fresse. Er rückt nach und setzt von neuem an.
»In dämm Buch!!! ...
Und nun geht es nicht mehr um die großen, in Ehre gehaltenen Namen der Rennsportgeschichte – umgehend werden
‘en detail’ die unglaublichen Eigenleistungen aufgelistet. Er ist richtig in Fahrt. Mein Auto ist seit langem egal; ich war
eigentlich nie wichtig. Der große “Ähhhh!-Eyyyy!-T-iiiiiii-ii!”-Munitionsvorrat liegt nicht mehr in den Magazinen.
Es wurde soeben scharf gemacht und der Holländer ist schußbereit. Beinahe zeitgleich brennt er sämtliche verfügbaren
T- und iii-Rohre ab und schickt lautstark deren Fracht über mein Deck.
... Wat war dat fürne Ärbitt mit dänn Finfjangjetrieben – spocht natürlitch! All die Arbände, an dänne ich die jeplatzten
Differentjale von de Strooß jefecht habb. Dä vierhungertachtzpitsch-PeÄs-Turboladder – bis ich däm mal uf
vierhungertzweiunachtzpitsch PeÄs hatt. Nä, nä. Odder die Flachschieberverjaser-Varijanten ... (Ussruffezeichen)«
Und es geht weiter und weiter. Eine endlose Tour durch endlose Reihen von Ersatzteil- und Zubehör-Regalen; voll von
unendlich vielen, nicht endenwollenden Dingen, deren Namen ich zum Teil nur aus Erzählungen kenne und von denen
mir viele, bis heute völlig fremd waren. Fachbegriffe, eigene Wortschöpfungen, was auch immer.
Marshall-Extralicht – natürlich vorne wie hinten – Weber-Vielfachvergaser, Differentialöldruckmeßinstrument neben
anderen Uhren in selbstgefertigter, gelochter Aluminium-Mittelkonsole. Felgen auf doppelte Breite geschweißt.
Schweinebacken – breiter als lang, aber immer noch zu eng für die Pellen, ein Fahrwerk – flach und hart – da wurde
der Mittelstreifen zur gefühlten Bordsteinkante (Ausrufezeichen).
»Und der Waaren war komplett in Agggro-Orangsch jespritzt, für minnestens fünf Mille – mit orijinal Hörnerwhisky-
Komplettbekläbung druff!«
‘Hörnerwhisky = Jägermeister?’
Das erinnert mich an meinen ersten, jugendlichen Suff. Ich blende alles in der unmittelbaren Umgebung aus und zerre
mein Bewußtsein in den tiefsten Kellerraum des Hirns – hinab, in diesen herrlich komfortablen Zustand des Rausches.
In Räumlichkeiten, zu denen kein Außenstehender vordringen kann. Das ganze geschieht im kleinstvorstellbaren Teil
einer Sekunde.
Und was macht der Fliegende Holländer unterdessen? Seit dem ich die “Tür hinter mir zugemacht habe”, versucht er
mich, mit allen Mitteln wieder hervor zu locken. Er hat seine Stimme auf ein normales Maß herabgeschraubt, sich etwas
distanziert und einen ganzen Halben-Faden freies Wasser zwischen uns geschaffen. Der elende Meeresschäumer erhofft
meine Aufmerksamkeit gewinnen zu können und fordert mich auf, zu einem scheinbar harmlosen Spiel. Er will es
wirklich wissen.
Worte wie »Funkentstörte Zündkerzenstecker« und »Flügende-Sicherung zur Heckscheibenheizung« prallen gegen mein
Gemäuer.
Ah – er möchte mit mir scrabbeln! Was war das gleich noch? ‘Fuckgestörter-Kerzenlecker’ und ‘Abfliegender-
Heckschleuder-Heizer’? Glückwunsch, allein die beiden Begriffe bringen geschätzte zwölfhundert Punkte.
Und weiter gehts: »Übberroll-Käfich mit drei einjeschweißten Kreutzen, im Null-, Funfunvierzich- und
Neunzitschjeradwinkel«, klatscht bei mir noch irgendwo auf.
‘Ey, langsam Holländer! Das “Ä” von “Käfig”, hast du beim Rumbrüllen mehrfach verspielt und das “Ü” für “Überroll”,
hasste bei “Flügende-Sicherung” verbraucht – ich hab noch ein paar davon und du hast nicht mal mehr ein “T”.’
»Itsch hann kinn “T” miie – abber wieso dat dänn?«
Das ist gerade für Begegnung der Dritten A.R.[b]T[/b]. draufgegangen.
‘Won!* Tür zü ünd weg.’
“Üs” habe ich ja noch genug – Sie wissen woher.
M.Brüns
*NL für ”gewonnen”
Mittwoch, 15. Dezember 2010
Thema Winterkarre kann zu
Außendienstmitarbeiter Marcus aus Schweden kriegt 'ne 1 mit Rähmchen für die ultimative Winterkarre 2010!
Alle anderen gehen bitte schon mal duschen!
Alle anderen gehen bitte schon mal duschen!
Freitag, 3. Dezember 2010
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